Das Reisen bekommt eine neue Dimension

Das Reisen bekommt eine neue Dimension

Wir bekommen Nachwuchs


 

Sehr lange war es still auf diesem Blog. Dies hatte mehrere Gründe. Zum Einem habe ich hart an meiner Selbstständigkeit gearbeitet, zwischendurch freie Zeit für mich benötigt und zum Anderen haben wir uns einen Camper gegönnt, was nicht so reibungslos verlaufen ist, wie geplant. Man könnte auch sagen: Es war ein Griff ins Klo! Neugierig? Dann lies selbst.

Die Entscheidung ist gefallen

Es fing vor etwa zweieinhalb Jahren an. Nachdem wir aus unserem ersten Namibia-Urlaub zurückkamen, lies mich das Gefühl von Freiheit und das Reisen mit eigenem fahrbaren Untersatz, nicht mehr los. Dieses Land war bereits für einige Dinge in meinem Leben ein Anstoß zum Umdenken und so auch für unser kommendes Projekt. Meine Gedanken kreisten zwischen den Erinnerungen aus Afrika und den Zukunftsträumen. Es hat ein bisschen Zeit und eine erneute Afrika-Reise gebraucht, bis ich Raik von meiner Idee überzogen konnte. Der gemeinsam Wunsch nach einem „Camper“ wuchs. Uns war klar, dass das Ziel Afrika damit zu bereisen, weit in der Ferne und des uns Machbaren liegt. Aber egal, Europa ist groß genug.

Toyota Hilux mit Dachzelt, Spitzkoppe

Die Qual der Wahl

Nur wie soll dieser Untersatz aussehen? Eins war klar. Weiße Ware, wie Sie sich auf deutschen Campingplätzen aneinanderreiht, das wollten wir nicht. Aber was wollen wir bzw. was passt in unser Budget. Fakt ist: Mein Traum eines Fernreisemobils, konnten wir uns nicht erfüllen, aber das muss ja nicht.

Zur Auswahl standen ein Kastenwagen, ein Land Rover Defender bzw. Toyota Land Cruiser und ein Pick Up Camper mit Wohnkabine. Je nach Ausführung des Modells ist das für alle oben genannten Kategorien möglich. Wichtig war uns, dass wir auch durch die kleinen Gassen Südeuropas gelangen können, aber trotzdem auf den Komfort einer Heizung in den eigenen vier Wänden nicht verzichten müssen. So cool das Reisen mit Dachzelt in Afrika ist und so traumhafte Erlebnisse Du damit hast, aber im europäischen Frühjahr und Herbst wird diese Art des Reisen schnell ungemütlich. Außerdem wollten wir schlechtes Wetter nutzen können, um zu arbeiten. Dies geht auf dem Beifahrersitz des Autos oder im Dachzelt nur suboptimal. Hier kann ich allerdings nur für uns sprechen.

Kastenwagen

YouTube ist voll mit Ausbau- und Umbauvideos der verschiedensten Kastenwagen. Naja und da irgendwie doch ein Handwerker mit Benzin im Blut in mir schlummert, habe ich sehr lange mit dem Gedanken verbracht, meine Zweitwohnung selbst auszubauen. Doch irgendwie wollte ich nicht monatelang die Wochenenden damit verbringen, auf die erste Reise hinzuarbeiten. Kaufen und los – wer will das nicht. Also stöberten wir wochenlang durch einschlägige Portale, um das richtige Fahrzeug zu finden. Entweder war es zu alt, hatte zu viele Kilometer oder passte einfach nicht in den Geldbeutel. Nach dem 100. Auto hatte ich das Gefühl, dass die innen alle gleich aussahen, außer, dass das Muster mit orangen Streifen, sich mit dem Muster der blauen Karos abwechselte. Gar nicht so einfach. Da die neueren Modell für uns einfach zu teuer sind, mussten wir uns mit dem Design anfreunden oder es einfach lassen.

Torald und Jens von Zorillafilm durften wir bei einem Abendessen in Namibia kennenlernen. Zwei super sympathische Kerle, die mit Ihrem Allrad-Kastenwagen einen Film über Elefanten in Namibia drehten. Die Beiden haben uns versichert, dass Sie mit diesem Fahrzeug schon sehr weit gekommen sind. Wer diese Dokumentation noch nicht gesehen hat, der hat echt etwas verpasst. Aber Vorsicht! Der Film macht Lust auf Reisen.

Besichtigung - die Erste

Irgendwann stieß Raik auf eine Anzeige mit einem schwarzen Allrad-Sprinter!, der einen guten Eindruck machte. Ok, der terracottafarbene Look bekam meine Einrichterseele nicht zum toben, aber mein Afrikaherz machte bei 4×4 Luftsprünge. Ein paar Tage später machten wir uns auf dem Weg, um uns persönlich zu überzeugen.

Der ältere Herr öffnete uns die Schiebetür des Wagens und wir waren voller Erwartung. Die Spucke blieb mir im Halse stecken. Ein beißender Muffgeruch schlug mir entgegen. Das Auto wurde wohl schon ein paar Tage nicht gelüftet oder musste irgendwo ein Wassereintritt haben. So schnell lassen wir uns nicht entmutigen. Doch von Minute zu Minute fühlte ich mich unwohler. „Will ich wirklich jeden Abend mein Bett von der Decke ablassen und über herausgezogene Stäbe an den Schränken nach oben klettern? Will ich mir die Arbeit machen, den kompletten Teppich an den Wänden zu erneuern?“ Ich konnte mir diese Frage leider nicht mit einem Lächeln beantworten. Wir beendeten das Gespräch und fuhren für einige Minuten schweigend in Richtung Heimat. Als wir an einer Ampel standen und Jonny Cash im Radio zu hören war und wir im Chor einstiegen, mussten wir uns anschauen. „Kannst Du Dir vorstellen, dass wir DIESE Art von Musik in DIESEM Auto hören?“ Wir mussten lachen und wussten sofort, dass diese Fahrzeugkategorie wohl doch wegfiel. Etwas enttäuschend, denn eigentlich wussten wir, dass alles Andere unvernünftig war.

Auto im Afrika-Style?

Auf unseren Safaris in Afrika fuhren wir entweder mit einem Landrover Defender oder einen Toyota LandCruiser durch den Busch. Diese Autos haben solch eine Magie. Ok, man muss schon ein bisschen Abstriche im Komfort machen, aber geil sind sie schon.

Auch hier stellten wir das Netz auf den Kopf. Zum Einen sind das Fahrzeuge, die Du überall auf der Welt repariert bekommst, zum Anderen musst Du aber auch schrauben wollen. „Wenn der Defender kein Öl verliert, dann hat er auch keins mehr.“ Dieser Spruch klingt mir noch immer in den Ohren. Abgesehen vom ökologischen Fußabdruck, ging unsere Rechnung was Kauf und Ausbau betrifft einfach nicht auf. Und dann war da eben noch das Dachzelt. Wenn Du in einen Defender oder LandCruiser etwas Platz haben möchtest, ist es unabdingbar das Bett unter das Dach des Auto zu verlegen, was dann wiederum eine Art Dachzelt darstellt. Stefanie und Birgit von Giraffe13 fuhren mit Ihrer blauen Elise ein Jahr lang durch Afrika. Da kommt echt Sehnsucht auf. Ich habe Ihre Website förmlich verschlungen, aber trotzdem habe wir uns doch gegen diese Kategorie entschieden.

Pick up Camper

Fast eine eierlegende Wollmilchsau. Der Gedanke ein Urlaubsfahrzeug zu haben, welches im Alltag nur schwerlich genutzt werden kann, widerstrebte uns etwas. Somit gefiel uns das Konzept im täglichen Leben mit einem Pick Up ein vollwertiges Fahrzeug zu haben, was man auch mal zum transportieren von Holz und Grünabfall nutzen kann. Genauso schnell hat man aber auch durch das „Aufsatteln“ der Kabine eine Wohnung auf Rädern. Doch die Entscheidung fiel uns nicht leicht. Das Internet ist voll mit Berichten von Rahmenbrüchen überladener Fahrzeuge und anderen Horrorgeschichten. In den letzten Jahren besuchten wir schon einige Messen und immer wieder war ich angetan vom Raumkonzept solch einer Kabine. Von Außen macht es den Eindruck eines Hasenkastens, aber von innen scheint es durch die Breite und den Alkoven großräumiger als ein Kastenwagen. Nur an der Optik der Schneckenhäuschen hat sich in den letzten Jahr überhaupt nichts getan. Für meine Empfindung etwas angestaubt. 

Da wir in Afrika bereits Pick up-Erfahrung gesammelt haben, gefiel uns der Gedanke immer mehr. Raik mochte diese LKW-Optik des Cockpits in den älteren Kastenwagen eh nicht und somit hatte er auch seinen gewünschten Wohzimmerstyle eines bequemen Sitzes. Und ich fühlte mich wie ein Ranger auf Safari – naja, fast.

Die Suche nach der Nadel im Heuhaufen

Wer sich etwas am Wohnmobilmarkt auskennt, weiß dass die Suche fast aussichtslos ist. Mit unserer Wahl des Fahrzeug und unserem sehr strammen Budget fast unmöglich. Wir gaben die Hoffnung nicht auf. Gerne hätten wir die Kombination von Fahrzeug und Kabine aus einer Hand gekauft. Als Neuling und doch sehr unerfahren trauten wir es uns nicht zu einzuschätzen, was am Fahrzeug alles umgerüstet werden muss, dass das Eine zum Anderen passt. Hinzu kam die Frage, was man zuerst kauft. Kauft man das Auto weiß man nicht, ob man die passende Kabine dazu findet. Ist die Wahl zuerst auf die Kabine gefallen, muss diese auch durch halb Deutschland nach Hause transportiert werden. Also wie Du siehst, war das nicht ganz so einfach.

Hinzu kommen die unterschiedliche Bauarten einer Kabine. Die einen sind sehr leicht und geländegängig, haben aber nur ein Aufstelldach und wieder etwas Canvas verarbeitet. Die Anderen haben komplett feste Wände und Stehhöhe, aber keine Toilette oder Bad. Hier das Richtige zu finden, ist wie die Suche der Nadel im Heuhaufen.

Ein Lichtblick

Zum hundertsten Mal an diesem Tage habe ich die Anzeigen hoch und runter gesucht, um doch endlich das Richtige zu finden. Und siehe da: Frisch eingestellt – eine Kombination und das auch noch mit unserem Wunschfahrzeug ganz in unserer Nähe. Raik war unterwegs und ich konnte es nicht erwarten mit ihm darüber zu sprechen.

Drei Stunden später standen wir nun aufgeregt auf diesem Campingplatz, um uns das Fahrzeug anzuschauen.

Wir wussten, dass die Wohnkabine Ende der 90er gebaut wurde und das Fahrzeug mit 140000 Kilometer etwas mehr auf dem Buckel hatte, als gehofft. Ich hatte mich vorher mit dem Thema Kabinen auseinander gesetzt und Raik als „Ossi-Bastler“ kannte sich mit Autos besser aus. Somit teilten wir uns auf. Evelyn ist für die Einraumwohnung zuständig und Raik begutachtet die Pferdestärken.

Die Besichtigung der Wohnkabine

Der Besitzer hatte mich vorgewarnt, dass die Kabine nicht aufgeräumt war, da Sie so schnell mit keiner Besichtigung gerechnet hatten. Die persönlichen Dinge sollten direkt in den neuen fahrbaren Untersatz umziehen. Das schreckte mich nicht ab. Da ich die Aufteilung der Kabine von einer früheren Besichtigung eines anderen Angebotes kannte, widmete ich mich den kritischen Ecken und Details. Positiv aufgefallen ist mir der Geruch der Kabine. Was beim Kastenwagen modrig und feucht war, ist dieses Mal ein süßlich angenehmer Geruch.

So kontrollierte ich Stück für Stück das Innere um zu sehen, ob Wasserschäden zu erkennen sind. Die Wände waren nicht schwammig, das Bad machte einen ordentlichen Eindruck und die ganze Bude war recht gepflegt, wenn auch optimierungswürdig. Bei meiner letzten Besichtigung konnte ich schon lernen was es heißt, wenn eine Wand schwammig ist. Das Dachfenster wurde abgeklebt, da man eine undichte Stelle im Rahmen feststellte. Trotzdem erschien mir die Decke drumrum völlig in Ordnung – so als wurde der Schaden sofort bemerkt und dagegengesteuert. Es waren keine Wasserränder oder ähnliches sichtbar. Das neue Fenster stand bereits zum Einbau bereit.

Von Außen hatte man ihr einen neuen Look mit Sternenaufklebern verpasst. Nicht unser Geschmack, aber erfrischend anders. Hier und da gab es ein paar Stellen, die wir uns näher betrachten mussten. Die Markise war neu und ein kleines Solarmodul wurde auch schon verbaut.

Eine Reinigung des Daches muss definitiv gemacht werden und ein neues Dachfenster muss auch her!

Die Begutachtung des Autos

Das Auto – ein Isuzu DMax – ist ein kleiner LKW. Schnörkellos, robust und zum harten Einsatz im Feld oder Wald gebaut. Hier und da kleine Delle und Abnutzung, aber Alles in Allem ein faires Angebot. Mit Hardtop ausgestattet und zusätzlicher Bereifung, schien uns der Preis mit dem ganzen Zubehör sehr attraktiv. 

Wir vereinbarten ein zweites Treffen, sobald die Kabine leergeräumt ist, so dass wir eine noch genauere Inspektion machen konnten. Dann werden wir auch einen KFZ-Fachmann zu rate ziehen.

Treffen die Zweite

Mit Verstärkung meines Bruder konnte das zweite Treffen beginnen. Die Männer unterhielten sich über Fahrverhalten eines Automatik und der neuen All Terrain Bereifung, während ich mich den Stellen unter Matratzen und Lattenrost, sowie des Inneren der Schränke widmete. Die mittlerweile dazugekommene Besitzerin stand mir Rede und Antwort und bombardierte mich mit Tipps.

Kurzum – nach wiederholten Betrachten wurden wir uns einig. Der Pick Up nebst Wohnkabine wird in unseren Besitz übergehen. Wir waren glücklich, dass wir solch nette Menschen kennengelernt haben und sie waren glücklich, dass ihr Baby in gute Hände kommt.

Die heißersehnte Übergabe

Ein paar Tage später holten wir dann den Pick Up mit Hardtop und zusätzlicher Achtfachbereifung ab. Die Kabine folgte am nächsten Tag. 

Wir waren so aufgeregt und konnten es kam erwarten. In der Phase der Kabinensuche lernten wir einen sehr netten Typen aus der Umgebung kennen, der uns stolz sein Auto und seine Zweitwohnung zeigte, so dass wir uns ein Bild darüber machen konnten. Der Erfahrungsaustausch half uns ungemein. Da er beim seinem Kauf Schadstellen nicht erkannte hatte und die ersten Monate mit Reparatur eines Wasserschadens verbrachte, gab er uns wertvolle Tipps. Mit seinem Rat im Ohr – „Evelyn, ziehe oder kratze nirgends! Fahrt in Urlaub und genießt das Teil. Renovieren könnt ihr im Winter.“ schnappte ich mir meinen Putzeimer und Lappen und machte mich auf zur großen Reinigung. 

Die große Überraschung

Ich fing an die Sitzauflagen auszuräumen und die Schränke zu putzen. Der Vorbesitzer schlief wegen seiner Körpergröße und dem Gewicht nicht im Alkoven, sondern nutzte die Sitzbank als Bett. Zur zusätzlichen Isolierung stellte er eine Yogamatte an die Außenwand und fixierte diese leicht in den Ecken mit Klebeband. Mit Christophs Worten in den Orten überlegte ich wie ich diese Matte nun losbekomme, ohne an dem Klebeband fest zu ziehen.

Ich musste es tun, wie sonst soll ich es für uns herrichten. Also tat ich, was eine Frau tun muss. Ich zog am Klebeband… Meine Knie wurden weich und mir schoss das Blut in den Kopf. Die Wandverkleidung löste sich mit dem Klebeband ab. Was ist das? Ich holte Raik und zeigte es ihm. Er schaute mich ungläubig an. Nach kurzer Beratschlagung, beschlossen wir doch zu ziehen. „Sorry, Christoph! Ich hätte besser auf Dich gehört.“ Und da fing das Desaster an. Es ist keine Viertelstunde vergangen, als ich die Kabine zum Putzen betrat und jetzt stehen wir vor einem Wasserschaden. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht welche Entdeckungen wir noch machen werden und wieviel Schweiß die nächsten Monate fließen wird.

nur kurz gezogen
5 Minuten später


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Bis der nächste Beitrag folgt, kannst Du Dich noch mit unseren Reiseberichten die Zeit versüßen:


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