Cannobio am Lago Maggiore
EIN KLEINES STÜCKCHEN ITALIEN FÜR ZWEI NÄCHTE
Die Sonne blinzelt durch die Wolken und glitzert im Wasser. Der Wind weht durch die Beifahrerscheibe herein und bringt diese besondere Luft mit. Nur noch wenige Meter trennen mich von meiner zweiten großen Liebe. Gleich bin ich wieder in Italien.
UND PLÖTZLICH IST
ALLES RELAXED
Die letzten beiden Nächte habe ich in Oberstdorf/Allgäu verbracht. Das Wetter war durchwachsen und die anwesenden Urlauber hatten es sich zur Herausforderung gemacht an allem was sie tun, etwas Schlechtes zu finden. So kann man auch einen Urlaub verbringen.
Gerade eben sind wir auf unserem Campingplatz Camping Residence Campagna angekommen und plötzlich ist alles relaxed. Es ist ruhig, ein paar der Urlauber sind wohl auch gerade angekommen und bauen nun ihre Vorzelte auf. Ist es die italienische Luft, die die Menschen so entspannt? Auf jeden Fall freue ich mich tierisch, dass ich hier sein darf. Wie ich eben geschrieben haben, sind wir dieses Mal auf einem Campingplatz. Unser letzter Urlaub mit dem Pick-Up und Zelt durch Namibia hat uns so viel Freude bereitet, dass wir nun eine kostengünstige Lösung für einen Kurzurlaub gewählt haben.
WOHNMOBILE UND CAMPER
SO WEIT DAS AUGE REICHT
Ist es mein vergangener Urlaub, der mir die Augen für ein fahrbares Zuhause geöffnet hat oder sind dieses Jahr wirklich so viele Menschen mit dem Wohnmobil, Camper oder Wohnwagen unterwegs? Es ist August und es scheint, als ist es die Hauptreisezeit für Campingbegeisterte.
Wir gehen das Ganze etwas spartanisch an. Kofferraum auf, Zelt, Schlafsack, Matratze, Kissen und Bialetti rein. Ein Tisch und Stühle gibt es nicht. Das muss reichen.
AB INS KÜHLE NASS
Der Lago Maggiore ist der uns am nächstgelegenste Punkt in Italien, der mit dem Auto zu erreichen ist. Bereits in der Schweiz kann man entlang des Ufers in Richtung Tre-Colori fahren. Die Landschaft wird mediterraner und in der Luft schwingt Lebensfreude mit. Wie habe ich mich also darauf gefreut mir eine Abkühlung zu gönnen. Bikini an, Decke und Handtuch geschnappt und ab ans Wasser. Ich habe völlig ausgeblendet, dass es hier Kieselstrand gibt. Zielstrebig steuer ich den See an und hoffe dass niemand merkt, dass ich einen Tanz über die heißen Steine vollführe. Jetzt nur noch unbeschadet über die glitschigen Kiesel…
ITALIENISCHES FLAIR AM ABEND
Nach einer Dusche in den Sanitäranlagen des Campingplatzes (sie waren erstaunlicherweise echt sauber) laufen wir nun in den Ort, um auf den Urlaub anzustoßen. Etwa 800m sind es bis zum Beginn der ersten Restaurants. Wir überqueren einen Seitenarm des Sees und biegen links ab. Dabei kommen wir an einem Tennisplatz, einer Minigolf- und Skateranlage vorbei. Wer also Freizeitbeschäftigung sucht, der ist hier genau richtig. Strategisch gut gelegen, ist der Supermarkt Carrefour. Alle Campingbegeisterte können sich dort eindecken. Gleich danach wartet die erste Eisdiele auf seine Abnehmer. Dazu aber später.
RESTAURANTS UND BARS IM ÜBERFLUSS
In dieser Uferstraße reihen sich Restaurants und Bars im Überfluss aneinander. So haben wir nun die große Wahl, wo wir unseren Aperitivo zu uns nehmen dürfen. Wir entscheiden uns bis ans Ende zu laufen und kehren dann in der Bar Porto ein. In Italien schmeckt der Aperol Spritz einfach am Besten. Die Kellnerin reicht uns zu unseren Gläschen auch noch eine Schale mit Oliven und Chips. Am Ende zahlen wir 10.-€ und sind glücklich und ich schon etwas tüttelich.
DURCH DIE STRAßEN
SCHLENDERND DOLCE VITA
AUFSAUGEN
Wir starten unsere Tour durch die Gassen. Rechter Hand der Bar (mit Blick auf das Wasser) beginnen die ersten Kleidungsgeschäfte um die Käufer zu werben. Klamotten, Schuhe, Feinkost – es sollte für jeden Geschmack etwas dabei sein. Überquerst du die Hauptverkehrsstraße und läuft geradeaus weiter, wird es deutlich ruhiger als unten am Wasser. Wenige Meter hinter der Kirche findest du rechter Hand eine versteckte, aber ganz tolle Bäckerei mit verschiedensten Brotsorten. Auf der linken Seite folgt nach einigen Metern ein Eckhaus, in dem es eine Fleisch- und Antipasti-Theke gibt. Taralli als Schüttware in verschiedenen Sorten, wie Oliven oder Kräuter, kannst du dir je nach Lust und Laune abpacken lassen. Dort kannst du auch Olivenöl oder verschiedene Weine kaufen. Das ganze deutlich günstiger als direkt unten am See. Da dieser Ort allerdings sehr touristisch geprägt und der Schweizer Grenze sehr nahe ist, wirst du Regionen in Italien finden, die deutlich preiswerter sind.
SPONTAN DAS TAGESPROGRAMM
FÜR MORGEN ENTDECKT
Direkt an der Uferpromenade verlassen täglich Ausflugsboote diese Seite des See. So haben wir auf dem Weg zum Abendessen spontan entdeckt, dass es morgen (Mittwoch) im Ort Luino, am gegenüberliegenden Ufer, Wochenmarkt hat. Das klingt gut, also beschließen wir dies Morgen in die Tat umzusetzen. Erst am Abend habe ich festgestellt, dass dieser Markt für seine Vielfalt bekannt ist und aus allen Richtungen des Sees sein Publikum anzieht. Fliegende Händler verkaufen Kleidung, Handtaschen, Haushaltswaren und Lebensmittel. Eigentlich wie überall in Italien, aber viiieeel größer.
DIE QUAL DER WAHL
Nach dem Kleingebäck sind wir zwar schon fast satt, aber nun muss was „Anständiges“ her. Vor etwa drei Jahren waren wir schon einmal in Cannobio und ich erinnerte mich, dass wir in einem Lokal besonders gut gegessen haben. Also steuern wir wieder „Da Nuccia“ an und haben sogar Glück, dass gerade ein Tisch frei wird. Im August ist Ferienzeit und Hochbetrieb in den Lokalen. Ein Gast geht, steht der Nächste schon wieder da. Das ganze Jahr über versuche ich mich fast Weizen- und Zuckerfrei zu ernähren. Im Urlaub hingegen ist es mir egal. Ich liebe die italienische Küche und so freue ich mich mal wieder eine richtig italienische Pizza zu essen. Raik bestellt Pasta mit Fleischbällchen, die auch wirklich sehr lecker sind.
WAS IN ITALIEN NICHT
FEHLEN DARF
Auf dem Rückweg kommen wir nochmals an der Eisdiele von vorhin vorbei. Eine lange Menschenschlange verrät wie gut das Eis ist und sie hatte recht, denn mein Eis war ultra cremig und sehr schmackhaft. Wir beschließen uns noch ein bisschen an die Hafenmauer zu setzen und den Enten und Schwänen beim Schwimmen zuzusehen. Meditativ schlecken wir unser Eis und kehren danach an unseren Campingplatz zurück. In dem platzeigenen Restaurant herrscht noch viel Betrieb.
DIE ERSTE NACHT IM ZELT
Da wir leider sehr früh schon unser Zelt ansteuern (es ist gerade mal 21:30 Uhr), ist natürlich noch ein Ständiges Hin und Her an den Toiletten und Duschen. Es ist nicht laut, aber trotzdem fällt es uns schwer einzuschlafen. Gut, dass wir unsere Heros (Musikerohrstöpsel) dabei haben. Sie retten unseren Schlaf.
DIE EINEN MACHEN URLAUB,
DIE ANDEREN ARBEITEN
Oh man, was war das denn? Hat hier jemand die Auspuffanlage seines Mopeds getestet? Die Uferstraße führt entlang der Felsen und somit reflektieren Geräusche umso mehr. Die Ersten sind unterwegs zur Arbeit. Der Verkehr lässt mich einfach nicht mehr schlafen. Ich schaue auf die Uhr: Was erst Sechs? Es hilft nichts. Raus aus den Federn und rein in die Klamotten. Mittlerweile ist es Sieben Uhr und wir laufen langsam in Richtung Ort, um Frühstücken zu gehen.
DER ORT SCHLÄFT NOCH
In der Hoffnung, dass wir irgendeine Bar finden, die offen hat, laufen wir den kompletten Weg durch die gestern Abend noch sehr belebte Straße. Wir finden eine offene Bar, die leider kein Frühstück anbietet, den Müllmann und einige Jogger. So bleibt uns nichts anderes übrig, als zu warten. Wir setzen uns auf eine der vielen Bänke und beobachten das Wasser und den Himmel, der sich durch die aufgehende Sonne ständig verändert.
BAR LAGO IST UNSERE RETTUNG
Es scheint als wäre die Bedienung fertig mit Tische vorbereiten. Die ersten Gäste sitzen nun auch, also nichts wie einen Platz sichern. Es ist kurz vor Acht und der Duft der aufgebackenen Croissant schwebt durch die ganze Straße. Wir wählen ein „großes Frühstück“ mit Orangensaft, Croissant, Marmelade, Wurst und Käse und ein „Leichtes“, was noch Joghurt und frische Früchte dabei hat. Cappuccino! Unsere Rettung!
LUINO WIR KOMMEN
Gestern Abend war es zu spät, um noch Tickets zu organisieren. Nun müssen wir unser Glück einfach versuchen und gegebenenfalls das nächste Boot nehmen. An der ersten Station blitzen wir ab. So laufen wir direkt an den großen Hafen und werden fündig. Raik kauft ein Ticket mit Rückfahrt und bezahlt 15,60€ für 2 Personen. Um den Besucheransturm besser händeln zu können, musst du beim Kauf deine gewünschte Rückfahrtszeit angeben. Die Fahrt dauert etwa eine halbe Stunde.
DER PURE WAHNSINN
Ein 5 minütiger Fußweg führt vom Ufer zum Beginn des Marktes. Mit anfänglicher Euphorie schlendern wir gemütlich von Stand zu Stand und lassen uns von italienischer Mode inspirieren. Raik kauft spontan ein Hemd mit abgefahrenem Muster und tollem Schnitt. Unterwegs lockt uns der Duft einer Bäckerei in einen Hinterhof zum kurzen Zwischensnack. Das liebe ich an Italien. Foodporn egal wo man hinschaut.
SHOPPING MACHT HUNGRIG
Nachdem wir nun noch eine ganze Weile die Gassen entlang gelaufen sind und noch lange kein Ende in Sicht ist, beschließen wir uns zum Mittagessen mit Cappuccino (für den Italiener ein NO-GO) in eine Bar zu setzen.
Die letzten Minuten unseres Aufenthaltes habe ich dann noch dafür genutzt einen anderen Teil des Marktes abzulaufen. Dort wurden Obst und Gemüse, Fleischwaren und traditionelle Häppchen aus den verschiedensten Regionen verkauft. Hätte ich das mal vor dem Mittagessen – was echt nicht der Brüller war – gesehen. Raik und ich haben uns ein furchtbar schmeckendes Panino geteilt und einen Rest übrig gelassen. Also fiel es mir nicht schwer mich noch für eine sizilianische Leibspeise zu entscheiden. Arancini sind Reißklöße, die mit Fleisch und Gemüse gefüllt und anschließend frittiert werden. Mächtig, aber mega köstlich.
SHOPPING MACHT MÜDE
Eben war ich noch total fit. Als mein Essen allerdings in den Tiefen meines Magens ankommt, überkommt mich mal wieder eine Müdigkeit, die mir keine andere Wahl lies, als eine Pause einzulegen. Nach gefühlten Stunden sind wir wieder zurück an unserem Platz und machen es uns im kuschlig, warmen Zelt gemütlich. Was ein Glück, dass unser Zelt etwas im Schatten steht und die Hitze einigermaßen erträglich macht.
TÄGLICH GRÜßT DAS MURMELTIER
Was ein Nickerchen so alles bewirkt. Fit und voller Tatendrang geht es zurück ans Wasser, um noch etwas maritimen Flair zu genießen. Für mich könnte das ganze Jahr 25 Grad und leichter Sonnenschein sein. Fürs Fernsehprogramm ist auch gesorgt, denn es ist schon zum Schmunzeln Hund und Herrchen beim Plantschen zuzusehen.
VÖLLEREI DIE DRITTE
Und wie es in Italien so ist, geht es dann auch schon bald wieder zum Abendessen. Irgendwie bekomme ich heute das Gefühl nicht los die Raupe Nimmersatt zu sein. Dem Tip eines Freundes folgend, werden wir heute Abend nicht am Ufer, sondern an der Hauptstraße im Alberto Ristorante Giardino Essen gehen. Es soll dort typisch italienische Küche mit wenig Schnickschnack geben. Was dann auch so war. Das Essen war gut und das reicht mir. Ich brauche weder Betüttelung noch 5-Sterne Ambiente, um glücklich zu sein.
EINEN ABSACKER AM STRAND
Wir haben uns fest vorgenommen, heute Abend nicht so früh im Zelt zu verschwinden. So gehen wir zielstrebig noch in die Bar auf unserem Campingplatz und genehmigen uns noch einen kleinen Absacker. Als der Barkeeper aus seinem Kühlschrank eine halbe Scheibe Zitrone rausholt, hätte ich wissen müssen, dass das nichts wird. Zu diesem Zeitpunkt hätte ich das Ganze unterbrechen und von einem Mojito auf einen Aperol Spritz umschwenken sollen. So vergewaltigt er eine Viertelstunde diese halbe Zitronenscheibe und die zwei Minzblätter bis endgültig alle Bitterstoffe in mein Getränk übergegangen sind. Er wickelt Eiswürfel in ein Handtuch und schlägt dieses eine weitere Viertelstunde auf dem Tresen hin und her, bis es endlich die Größe von Crushed Ice hat. Ohne probiert zu haben, weiß ich was mich gleich erwartet. Bäh! Wir schlürfen unseren Absacker und beobachten die Blitze am Himmel. Ringsum uns herum muss es wohl kräftig gewittern.
Als wir unsere Gläser geleert haben, beschließen wir unserem Körper Schlaf zu gönnen.
Wie ist deine Campingerfahrung? Legst du auch gerne mal einen Kurzurlaub ohne jeglichen Luxus ein? Erzähle mir deine Geschichte.
Bist du auch so ein Italien-Fan. Hier kannst du über andere Erlebnisse lesen:
2 Replies to “Cannobio am Lago Maggiore”
Da habt ihr definitiv die falsche Bar erwischt, in Cannobio gibt es vorzügliche Cocktails. Versucht das nächste mal „Dolce & Cafe“ direkt an der Promenade, da gibts zu den Cocktails auch eine schicke Mix-Show-Einlage der Barkeeper. Und das Ergebnis ist immer top, vom eher einfachen Drink wie Mojito bis zu sehr ungewöhnlichen Cocktails. Kann ich nur empfehlen!
Hallo, vielen Dank für den Tip. Werden wir beim nächsten Mal besuchen.
Liebe Grüße