Flugangst – 5 Strategien zur Bewältigung
SO KANNST DU LERNEN DEINE
ÄNGSTE IN DEN GRIFF ZU BEKOMMEN
Endlich hast du deinen Platz gefunden, dein Gepäck verstaut und dich gemütlich eingerichtet. Die Türen schließen und urplötzlich schlägt dein Herz höher und auf deiner Stirn wachsen Schweißperlen heran. Wenn es dir im Moment auch wieder warm und kalt zugleich wird, dann solltest du etwas gegen deine Angst tun.
MEINE GESCHICHTE
Um dir zu zeigen, dass man seine Flugangst wirklich besiegen kann, möchte ich dir meine Geschichte dazu erzählen:
Endlich sollte es auf die Malediven gehen. Ich war schon total aufgeregt und konnte es eigentlich kaum erwarten. Doch bevor es so weit war, stand eine Woche Sri Lanka auf dem Plan. Ich war voller Vorfreude.
Beim Check-In erfahre ich, dass wir einen Platz in der letzten Reihe haben und das noch im Mittelteil. Ich mag nicht NICHT am Fenster sitzen. Bäh! Egal, also habe ich meinen Platz gesucht und meinen Rucksack verstaut. Mein Sitz ist völlig durchgesessen und nicht verstellbar. “Das kann ja mal lustig werden.” Und mit diesem negativen Satz fing alles an. Die Türen des Flugzeuges schlossen sich und urplötzlich stieg eine Hitze in mir auf, die mir Angst machte. Ich fing an zu zittern. Mir wurde kalt. Meine Kehle schnürte sich zu und da war sie nun: Meine Panikattacke. Ich wollte schlagartig das Flugzeug verlassen und den Urlaub vorzeitig abbrechen.
10 STUNDEN
HORRORFLUG
Zuerst probierte ich es mit Baldrian-Tropfen, die ich normalerweise zum Einschlafen auf einem Langstreckenflug verwende. Fehlanzeige. Dann versuchte ich mir einzureden, dass mit Vomex (Reisetabletten) meine Übelkeit verschwinden würde und sie mich etwas müde machen. Fehlanzeige.
So ging Stunde für Stunde rum und ich bekam im Minutentakt Panikattacken mit Zittern von Kopf bis Fuß. Meine Knie zitterten so stark, dass sogar meine Füße vom Boden abhoben. Völlig am Boden zerstört und kaum ansprechbar, stieg ich in Colombo aus dem Flieger.
AN SCHLAF WAR
NICHT ZU DENKEN
In unserem Hotel angekommen, lies meine Anspannung langsam nach. Ich war müde und fiel sofort in mein Bett. Nach etwa einer Woche sollte es dann auf die Malediven weitergehen. Nur da fing das ganze Theater wieder an. Die Nacht vor unserem Flug hielt ich Raik und mich mit meinen Angstanfällen in Schach. Kaum war ich eingeschlafen, erschrak ich wieder aus meinem Schlaf.
WIE IN TRANCE
ÜBERSTAND ICH DEN FLUG
Es blieb mir also nichts anderes übrig, als mir so viel Baldrian “einzupfeifen”, dass ich wie benebelt ins Flugzeug stieg. Wie in Trance überstand ich den Flug und war heilfroh, als ich dort ankam. Natürlich wurde ich mit überwältigenden Blau des Meeres für alles belohnt. Doch möchte ich dir mit meiner Erfahrung, dieses Erlebnis zukünftig ersparen.
ES STAND FEST: SO MÖCHTE
ICH NICHT WEITERLEBEN
Dieses Erlebnis hat mich so schockiert. Der Gedanke, dass ich zukünftig nie wieder in ein Flugzeug steige und diesen wundervollen Planeten nicht mehr entdecken kann, stimmte mich tief traurig. Es stand fest: So möchte ich nicht weiterleben, es muss eine Lösung her. Gleich nach meinem Urlaub holte ich mir professionellen Rat. Ich meldete mich ich in einem Volkshochschulkurs “Muskelentspannung nach Jacobsen” an.
LERNE DEINEN
KÖRPER ZU VERSTEHEN
Ich las viel und lernte, wie ich mit meinem Körper kommunizieren kann. Ich möchte vorweg schicken, dass ich keine Psychologin oder Arzt bin, wenn du nicht weiter weist, musst du dir einen kompetenten Ansprechpartner suchen. Ich möchte dir meine Erfahrungen schildern, dich motivieren und zeigen dass du mit kleinen Veränderung Großes bewirken kannst. Das Internet ist voll von Tipps, doch leider muss ich sagen, dass mir wenige davon etwas gebracht haben. Das Wissen darüber, dass der Mensch häufiger mit dem Auto getötet wird, als dass ein Flugzeug abstürzt, hat mir überhaupt nichts gebracht. Die Überlebensfunktionen in unserem Körper reagieren relativ autark und losgelöst von dem was ich gelesen habe. Dies lässt sich nur mit Training umprogrammieren.
DAS ZUSAMMENSPIEL
UNSERES KÖRPERS
In unserem Körper arbeitet ein System von Organen, Hormonen und Nervenbahnen, was unfassbar intelligent ist. Eigentlich ein Wunder wie das alles ineinander greift. Ein Teil dieses Systems ist der Sympathikus. Er steuert im vegetativen Nervensystem überlebensnotwendige Vorgänge und das völlig unbeeindruckt von dem was um ihn herum geschieht. Auf gut deutsch: “Er lässt sich eigentlich in seinem Handeln nicht reinreden.” Er steuert das “Überleben” des Organismus. So bereitet er den Körper auch auf Stress, Angst, Flucht und Kampf vor. Er reguliert die Herztätigkeit, den Blutdruck, den Stoffwechsel und viele andere Dinge. Entscheidet aber auch, Tätigkeiten, die unwichtig sind zu drosseln, wie z.B. die Darmtätigkeit oder die Durchblutung.
Das positive daran ist:
Auch wenn es sich so anfühlt, als wolltest du sterben, so schnell
lässt sich der Sympathikus nicht ins Handwerk pfuschen!!!
Sein Gegenspieler ist der Parasympathikus. Er sorgt für nötige Ruhephasen in Stresssituationen. So kannst du nach einer Panikattacke immer wieder feststellen, dass nach dem Höhepunkt eine Entspannungsphase folgt, bis es dann wieder losgeht. An diesem Punkt solltest du also anpacken. Mir hat es geholfen die Entspannungsphase zu nutzen, um den Stresslevel nicht wieder zu erhöhen. Erst wenn du ein gewissen Stressmaß überschreitest, wird sich der Sympathikus wieder einmischen und zum Kampf auffordern.
MACHE DIR DEIN
WISSEN ZU NUTZE
Strategie 1
Der erste große Schritt, um mit der Flugangst oder den Panikattacken umzugehen, ist sie zu akzeptieren. Du weißt jetzt, dass das was gerade passiert, eine völlig normale Abfolge deines Körpers zur Stressbewältigung ist. Nimm diese angsteinlösende Situation nicht als Gegner, sondern als Überlebensstrategie deines Körpers an und schwäche somit ihren Einfluss auf dich ab. Hilf deinem Körper mit dem Stress besser klarzukommen.
Ein kleines Gedankenspiel anhand meiner Reise:
Ich möchte also wieder auf die Malediven. Ich kann dorthin kommen, indem ich mich in ein Flugzeug setze und dorthin fliege. Ich kann aber auch mit dem Schiff und zig Umwegen dorthin gelangen. Die Akzeptanz beginnt damit, ins Flugzeug zu steigen. Stelle dir vor, dass das große, böse Tier was dir im Weg steht, einfach in deine Reisetasche gepackt wird und mitreist. Du bist dir dessen bewusst, dass du die Angst immer als Begleiter hast, aber heißt das, dass du deine Reisetasche öffnen musst? Vielleicht macht es dir ja Spaß deine Angst eingesperrt zu haben 😉
Strategie 2
Wie bereits oben angedeutet, solltest du schauen, dass du dein Stresslevel niedrig hälst. Er wird von alleine nach oben steigen, wenn du das erste Mal erneut das Flugzeug betrittst. Hast du es aber vorher geschafft, den Stress sehr niedrig zu halten, wird es nie zu dem Höhepunkt kommen, den du vorher hattest. Ich habe dies mit *progressiven Muskelentspannung nach Jacobsen geschafft. Nach meinem Volkshochschulkurs, in dem ich die ersten Schritte kennengelernt habe, kaufte ich mir eine CD mit Übungen, die ich wöchentlich etwa eine Stunde gemacht habe. Höre dir die CD vorher an, denn nicht jede Sprechstimme gefällt jeden. Kurz vor meiner Reise habe ich meine Übungen öfter gemacht.
WAS IST DIE PROGRESSIVE
MUSKELENTSPANNUNG
NACH JACOBSEN?
Durch bewusste An- und Entspannung verschiedener Muskelgruppen in Kombination mit der richtigen Atmung, schaffst du es, deinen Körper zu entspannen. Die Übungen können im Liegen oder Sitzen durchgeführt werden. So kannst du sowohl zu Hause deine abendliche oder wöchentliche Sitzung machen, aber auch im Notfall im Flugzeug noch eine Übung einschieben. Kleine Anmerkung: Die Übungen sind optimal, um im Beruf eine kurze Auszeit zu nehmen!
Die Übung kann so aussehen:
Du legst dich bequem auf den Rücken, legst dir unter den Kopf und in die Kniekehle ein Kissen. Achte darauf, dass du nicht frierst! Nimm dir beispielsweise eine Decke zur Hand. Ich habe auch sehr oft dicke Stricksocken an und ein Wärmekissen auf dem Bauch liegen, dazu trage ich eine Schlafbrille.
Komme zur Ruhe und atme bewusst ein und aus. Versuche die Gedanken nicht an Alltagssituationen zu verlieren. Konzentriere dich auf die Atmung und spüre den Luftzug um deine Nase oder wie deine Bauchdecke sich hebt und senkt. Wenn du das Gefühl hast ruhig geworden zu sein, dann spannst du beim Einatmen deine rechte Faust fest an und atmest weiter. Konzentriere dich auf die angespannte Faust. Führe ein paar Atemzüge durch und löse beim Ausatmen die Faust wieder. Spüre wie sich die Faust entspannt. Dies machst du mit den verschiedensten Körperteilen und am Ende wirst du merken, dass dein Körper total entspannt ist. Hole dir dazu eine Anleitung, die dich durch die Zeit führt.
ABLENKUNG IM FLUGZEUG
Strategie 3
Achtsamkeitsübungen helfen dir durch den Alltag, aber auch dich im Flugzeug abzulenken und die Gedanken zu lösen. Mir half die 5-4-3 Methode sehr gut.
Fühlen, Riechen, Sehen, Hören
Fühle 5 Dinge an dir und nehme sie bewusst war. Zum Beispiel: Du sitzt auf deinem Stuhl und spürst, wie die Pobacken den Sitz berühren. Du bemerkst, dass deine Finger unruhig zappeln…
Suche dir 5 Dinge, die du fühlst. Anschließend riechst du 5 Dinge: Das Essen was gerade in der Board-Kabine zubereitet wird oder das Parfum deiner Sitznachbarin…
Das Gleiche machst du mit Dingen, die du siehst und hörst. Bist du mit dieser Übung fertig, dann wiederholst du das mit 4 neuen Dingen, die du fühlst, riehst, siehst oder hörst. Anschließend dreimal…
Strategie 4
Mit Entspannungsmusik lenkst du deine Gedanken und verhilfst deinem Körper Entspannung zu finden. Du Atmest, wie du es in deinem Volkshochschulkurs gelernt hast. Ich habe meine Muskelentspannungsübungen immer mit Musik durchgeführt und somit hat mein Körper irgendwann die Musik mit Entspannung verknüpft. Hört sich komisch an? War für mich früher auch immer Hokuspokus, bis ich mich darauf eingelassen habe. Heute ist es für mich eine selbstverständliche Körperfunktion.
VORARBEIT LEISTEN
Strategie 5
Während ich gelernt habe, mit meiner Angst umzugehen, half es mir eine Liste zu führen. Auf dieser Liste habe ich notiert, was mir Angst macht. Daneben habe ich notiert wie mein Körper darauf reagiert. In der letzten Spalte habe ich dann aufgeschrieben, was wirklich passiert ist. Damit habe ich festgestellt, nur weil ich Panik bekommen habe und mein Körper mit Zittern und Übelkeit reagiert hat, ist das Flugzeug noch lange nicht abgestürzt. Diese Liste half mir dann meine “negativen Gedanken” ins Positive zu wandeln. Ich habe Selbstgespräche geführt und mir erklärt, dass ich jetzt zwar gerade nervös bin, aber sicherlich gleich mein Parasympathikus zum Einsatz kommt. Ich habe mir Mut zugeredet; schließlich habe ich gelernt mich zu entspannen. Die schönen Bilder in meinem Kopf – toll, wie der Strand oder das Meer aussieht – haben mich positiv beeinflusst.
JEDER MENSCH
IST EINZIGARTIG
Sicherlich kann man meine Erfahrung nicht zu 100% auf anderen Menschen übertragen, aber diese Strategien werden sehr häufig in Psychotherapien eingesetzt. Vielleicht klappt es bei dir nicht auf Anhieb und dauert etwas länger, aber lass dir sagen, dass es irgendwann klappen wird. Ich bin ein halbes Jahr später wieder ins Flugzeug gestiegen und eineinhalb Jahre danach das erste Mal alleine geflogen. Für mich ist das Beweis genug, dass du deine Gedanken so lenken kannst, dass du es schaffst. Du muss nur positiv Denken!!!
Ich wünsche dir viel Glück dabei.
Ein großes Dankeschön an Frau Kurz vom Institut Wipp und Frau Hatzenbühler von der VHS.
Leidest du auch unter Flugangst oder Panikstörung? Wie hast du es geschafft damit umzugehen? Erzähle mir deine Geschichte!
Wenn du dir sicher bist, dass du wieder fliegen möchtest, dann kannst du dir hier eine Portion Vorfreude abholen:
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Leider muss ich das an dieser Stelle erwähnen. Dieser Bericht enthält Werbung. Ich wurde dafür allerdings nicht bezahlt, sondern gebe dir die Empfehlung aus eigener Erfahrung heraus.
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