Tag 2 – von Solitaire nach Sesriem
EIN EREIGNIS JAGT
DAS ANDERE
05:30 Uhr, meine innere Uhr sagt mir, ich solle aufstehen. Ich liege in meinem Bett der Solitaire Country Lodge und habe den Wecker eigentlich für 06:55 Uhr gestellt, aber das interessiert meinen Körper so überhaupt gar nicht. Raik schlummert noch neben mir, also döse ich auch noch etwas vor mich hin.
Nun ist es 06:20 Uhr und wir machen uns Startklar zum Fotografieren. Mein Ziel sind die vielen Oldtimer – die Maskottchenen dieser Lodge. Das Hotel befindet sich an einer Kreuzung, auf dem gleichen Gelände, wie eine Tankstelle und die Bäckerei mit dem berühmten Apple Pie. Er soll der Beste in Namibia sein. Das werden wir aber später testen.
VOR DEM FRÜHSTÜCK NOCH
SCHNELL EIN PAAR FOTOS MACHEN
Ich schleiche zwischen den Autos durch und warte bis das Licht diese goldgelb einfährt. Nachdem die Sonne aufgegangen ist und ich die letzten Rostlauben im Kasten habe, geht’s auf zum Frühstück. Das Toastbrot müssen wir wohl so essen, denn der Strom ist weg und somit funktioniert nur noch die tickende Zeitschaltuhr des Toasters. Egal, es schmeckt. Das geniale an der Sache ist, wir bekommen unsere Urlaubslieblingsfrucht auf den Tisch. Es steht Guave als Beilage für den Joghurt bereit. Köstlich!
MEINE NERVEN WERDEN
AUF DIE PROBE GESTELLT
Nachdem wir ausgecheckt, die Karre nochmals nachgetankt und den Reifendruck geprüft haben, geht die Fahrt los Richtung Sesriem. Es dauerte etwa zweieinhalb Stunden und wurde mit vielen Fotostops gespickt.
Die Zeit rennt und wir wollen bald in der Lodge sein, die wir heute Nacht beziehen werden. Ah, da, das Einfahrtsgate zum Namib-Naukluft-Nationalpark. Wir sind da. Wie erwartet steht ein sehr netter Wärter bereit und notiert unser Nummernschild. „You are flat.“ Äh, wie bitte? „You are flat. You can drive on the right Side und my friend will help you.“ Meint der wirklich unseren Reifen? Eben war doch noch alles in Ordnung. Ich habe absolut keine Geräusche gehört und das Fahrverhalten war schotterpistentypisch.
Schauen wir mal, was wir gestern gelernt haben. Wagenheber ist unter der Rücksitzbank. Ebenso der Holzklotz für darunter. Mit diesem Mini-Teil sollen wir also die Karre hochbekommen. Wir haben einen Ersatzreifen unter dem Auto und einem im Kofferraum. Verdammt ist der schwer. Aber mit der Hilfe des “netten Jungen von Nebenan” klappt dann doch alles schneller als gedacht.
Etwa eine Viertel Stunde später stehen wir schon wieder am Permit-Schalter und zahlen unseren Eintritt für die nächsten drei Tage. Noch immer bin ich völlig aufgeregt und kann es nicht fassen, dass bereits 26 Stunden nachdem wir unser Auto übernommen haben, der erste Reifen hinüber ist. Mal schauen, ob wir den morgen repariert bekommen.
EIN BISSCHEN LUXUS ZU
ANFANG DES URLAUBES
Aber jetzt erst einmal zur Bleibe. Wir schlafen heute Nacht in der Sossus Dune Lodge. Diese Unterkunft haben wir ausgewählt, weil sie – genau wie die Sesriem Campsite – innerhalb des Parks liegt. Ein sehr großer Vorteil für alle Fotografen, denn bereits eine Stunde vor Sonnenaufgang dürfen wir rein und eine Stunde nach Sonnenuntergang müssen wir draußen sein, aus dem Nationalpark. Alle anderen, die vor dem Haupteingang nächtigen, erst zum Sonnenauf- und bereits zu Sonnenuntergang.
Vor unserer Abfahrt in Solitaire hatten wir uns noch zwei Stück Apfelkuchen gekauft, die wir nun bei einer Tasse Kaffe genießen.
Und wieder rennt die Zeit. Es ist 14:30 Uhr und es geht los Richtung Deadvlei. Noch immer bin ich völlig aufgeregt wegen dem Reifenwechsel und dem Verlust unseres Reiseadapters (Raik hat ihn leider in Solitaire in der Steckdose stecken lassen).
RAIKS TRAUM
GEHT IN ERFÜLLUNG
Bereits jetzt zeichnen sich in einigen Dünen die Konturen ab. Die Sonne formt die Dünenkämme und sorgt für bekanntes und atemberaubendes Schattenspiel.
60 Kilometer Teerstraße liegen hinter uns und nun beginnt das Offroad-Abenteuer. Wir müssen die Luft aus unseren Reifen lassen, um mit dem Allrad durch die Sandpisten zu kommen. Ein normaler PKW kann diese Strecke nicht schaffen. Für selbige Fahrer steht ein Shuttle-Service zu Verfügung. Alternativ kannst du die 5km zu Fuß gehen, was mehr als mühsam wird. Tiefer, feiner Sand und brütende Hitze werden dich dabei begleiten.
Für den ersten Moment erschien uns das Ganze gar nicht so heftig, wie wir gelesen hatten. Doch bald sahen wir von Weitem, den ersten eingegrabenen Jeep. Raik hatte zu kämpfen, es schüttelt, wackelt, das Auto will im Sand nicht lenken, doch Raik behält die Oberhand.
WIR HABEN DEN
POINT OF INTEREST
ERREICHT
Total nassgeschwitzt und verkrampft, sind wir nun am Parkplatz des Deadvlei angekommen. Jetzt trennen uns nur noch etwa 20 Minuten Fußweg von der eingetrockneten Lehmpfanne. Noch bevor wir unser Auto schließen konnten, sehen wir ein winkendes Pärchen auf uns zukommen, die rufen, dass wir warten sollen.
Es stellt sich heraus, dass ihr Fahrer davon gefahren ist und sie nun die Befürchtung haben, zu Fuß die 5 Kilometer zurück zu ihrem Auto laufen zu müssen. Wir beschließen die Beiden – nach unserem Fotostopp – wieder mit zurückzunehmen. (Diese Strecke wollen wir nur noch einmal auf dem Rückweg fahren müssen) Da dies aber dauern kann, haben wir die Vereinbarung getroffen, dass, falls sie einen anderen Fahrer finden, nicht auf uns warten müssen. Wir haben den Beiden vorsichtshalber noch etwas von unserem Wasser dagelassen und nun folgen wir den tausenden von Fußspuren durch den Sand.
Es wird ein anstrengender Marsch durch weichen Sand, der so gar kein Vorankommen ermöglicht. Doch dann werde ich belohnt. Es eröffnet sich das Tal der toten Bäume und versteinerten Sandplatten. Es ist noch genügend Zeit, um meinen Foto-Flow zu finden und zum passenden Licht ein paar tolle Shots abzusahnen. Das Licht wird immer magischer.
UND WIEDER IST DIE UHR
NICHT UNSER FREUND
Doch dann, der Blick auf die Uhr, shit wir müssen los. Wir sind viel zu spät dran. Wir müssen um 20:00 Uhr draußen sein und es ist bereits viertel vor Sieben. Es liegt der Rückweg zum Auto vor uns und danach müssen wir wieder durch den Sand. Wir sitzen auf glühenden Kohlen. Das Auto macht was es will und der Schweiß steht uns auf der Stirn. Geschafft, wir sind am Parkplatz und müssen nur noch Luft auf die Reifen aufpumpen. Die letzten Autos sind auf dem Weg und wir sind nun ganz alleine. Es ist schwer währenddessen die Farben am Himmel unbeobachtet zu lassen.
Die Zeit drängt, wir dürfen max. 60 km/h fahren. Pro Achse, oder? Den Blick auf die Straße und den Wegrand gebannt, hoffen wir, dass uns in der Dunkelheit kein Tier vor das Auto läuft. Raik lässt es fliegen, mit 60 km/h schaffen wir das nie. Ich sitze so still wie noch nie daneben und spare mit die Kommentare, dass er mal wieder viel schneller als erlaubt fährt.
Pünktlich beim Durchqueren des Tors, wechselt die Anzeige unseres Autos auf 20:00 Uhr. Wenn das mal keine Punktlandung ist.
ENDLICH ESSEN
–
UND WIEDER RENNT DIE ZEIT
Völlig erschöpft treffen wir 20:15 Uhr in unserer Lodge ein. Kurz gecheckt wie lange es noch Abendessen gibt (bis 20:30 Uhr) und schon folgt der nächste Run. Ab ins Zimmer, Hände und Gesicht waschen und zurück zum Essen. Wir haben 7 Minuten vor halb und sind mal wieder auf den letzten Drücker. Ich dachte wir hätten Urlaub…
MIT SPRINGBOCK DEN
ABEND AUSKLINGEN LASSEN
Beim absolut köstlich und butterzartem Springbock, lasse ich den Tag Revue passieren. Wunderschön, aber immer auf dem Sprung nach dem besten Licht. Vorsatz für die nächsten Tage: Entschleunigen!
Wir kehren zurück ins Zimmer und werden nun die „Qualität“ unserer Matratze testen. Hochgeschreckt von lauten Schreien, schlägt mir mein Herz bis zum Hals…
Am nächsten Morgen erfahre ich, dass es rumstreunende Hyänen gewesen sein mussten.
Hat dir der Beitrag gefallen? Dann freue ich mich über ein Kommentar. Vielleicht hast du auch so eine aufregende Geschichte, dann teile sie mir mit!
Weitere Berichte meiner Namibia-Reise findest du hier:
6 Replies to “Tag 2 – von Solitaire nach Sesriem”
Hallo,
vielen Dank für deine tollen Berichte. Lese sie mit Begeisterung…
… wir starten in drei Wochen… das ist die beste Reisevorbereitung
Hallo Marie-Theres,
vielen Dank für dein positives Kommentar. Es freut mich immer wieder, wenn ich mit meinen wundervollen Erlebnissen, Anderen die Vorfreude versüßen kann. Es wird dich begeistern!
Lass mich wissen, wie es dir gefallen hat.
Alles Liebe
Evelyn
Hallo Evelyn,
danke für deinen Bericht und die schönen Fotos. Da ich ja auch gerade erst dort war, habe ich das Gefühl mitzufahren. Aber entschleunigen wäre sicherlich nicht schlecht. Ich bin sehr gespannt wie eure Reise weiter geht.
Liebe Grüße,
helen
Hallo Helen,
das freut mich. Ich nehme dich gerne mit auf meine Reise:) Lass dich überraschen. Aber soviel sei gesagt, wir haben uns sehr gut erholt.
Grüße, Evelyn
Hey Evelyn! Wow, was für wunderschöne Fotos :-)! Ich werde jetzt mal nach und nach durch deine Tagesberichte schmökern und in Erinnerungen schwelgen… Ich glaube wir können echt froh sein, dass uns kein Reifen kaputt gegangen ist – toitoitoi ;-)! Liebe Grüße, Lisa
Hallo Lisa,
am Ende waren es leider sogar zwei Reifen. Aber was soll es. Für nächste Mal weiß ich, dass ich mich nicht mehr verrückt machen muss.
Ich werde mir euren Blog auch mal in Ruhe durchschauen.
Liebe Grüße
Ewvi