Tag 5 – von Sesriem nach Hauchabfontein
CAMPEN DIREKT AN
DEN FOTOSPOTS
Es herrscht eine wunderbare Ruhe. Kein Mensch ist sichtbar, alle sind ausgeflogen. Noch immer sind wir auf der Sesriem Campsite. Die Entschleunigung ist endlich auch bei uns angekommen und somit haben wir gestern Abend beschlossen, heute Morgen auszuschlafen.
Die ersten Camper haben gegen halb sechs ihr Auto zusammengepackt und haben sich auf den Weg zum Deadvlei und den anderen Dünen gemacht, während wir uns nochmals im Schlafsack umgedreht haben. Wir sitzen nun – es ist kurz vor Sonnenaufgang – an unserem Frühstückstisch und warten bis sich der wärmende Ball am Horizont zeigt.
ERSTER STOP:
SESRIEM CANYON
Nachdem wir unser Zelt und Habseligkeiten zusammengepackt haben, geht es nun nochmals zum Sesriem Canyon. Beim letzten Besuch, vorgestern, sahen wir Potenzial, diese Location im frühem Morgenlicht zu besuchen. So machen wir uns auf, um noch ein paar Bilder mitzunehmen.
Wie erwartet, waren wir die Ersten auf dem Parkplatz. Wir steigen hinab und schwirren aus. Leider ist das Licht, was in die Felsschluchten fällt, bereits sehr hart und es fällt mir einfach unheimlich schwer, vernünftige Bilder hinzubekommen. Ein Mischung aus Stativ aufstellen, Kamera ausrichten und mit Händen und Füßen Fliegen fernzuhalten, treiben mir regelrecht den Schweiß auf die Stirn. Dieses Kleintier ist so anstrengend und kaum vom Laibe zu halten. Mir schießen Videoaufnahmen von afrikanischen Kindern in den Kopf, die an Augen und Nasen lästige Fliegen sitzen haben. Mitleid ergreift mich. Keine Stunde halte ich es hier aus.
DIE FAHRT GEHT
WEITER RICHTUNG BERGE
Der Canyon wird voller und wir beschließen die Weiterfahrt. Es liegt etwa eine Stunde Fahrt vor uns. Wir folgen der Straße Richtung Maltahöhe. Sie scheint die Hauptverbindung nach Swakopmund zu sein und ist in einem ziemlich holprigen Zustand. Wir biegen links ab und folgen der Straße D854 Richtung Büllspot. Jedes kleine Schlagloch lässt mich zusammenzucken. Irgendwie sitzt mir diese Reifenproblematik so im Nacken, dass ich ständig Geräusche von platten Reifen höre, obwohl alles in Ordnung ist. Mal schauen, ob ich mich daran noch gewöhne.
ANKUNFT INMITTEN
DER NATUR
An der Campsite von Hauchabfontein angekommen, weist ein Schild darauf hin, dass die Anmeldung am Hauptgebäude der Farm in etwa einem Kilometer Entfernung ist. Wir werden vom Hausherr samt tierischen Begleiter, in Empfang genommen. Er erzählt uns, dass seine Frau Edith seit ein paar Tagen in Windhoek zum Einkaufen ist und erst morgen wieder heimkommt. Wir sind sehr angenehm überrascht, über solch einem herzlichen Empfang und nettem Gespräch.
Tolly erklärt uns, dass wir lieber nicht in den grün bewachsenen Bereich der Anlage gehen sollen. Aktuell leben dort sehr viele Frösche, Black Mambas und Spei-Kobras. Nein, wir hatten nicht vor, mit diesen Geschöpfen Bekanntschaft zu machen. Es beruhigt mich, dass wir am Flusslauf entlang nach unten laufen dürfen. Dort leben zwar Hyänen, Leoparden und Zebras, aber die sind “harmlos”. “Ihr solltet nachts eure Schuhe mit ins Zelt nehmen. Wir haben Warzenschweine, die klauen gerne Schuhe.” Ich muss schmunzeln bei dem Gedanken, dass ich Raik hinter dem Warzenschwein herjage, um meine Schuhe zurückzuholen. Nein, Spaß bei Seite. Ich empfehle euch auf keinen Fall Schuhe nachts im Freien stehen zu lassen. Schwarzenschweine sind das kleinste Übel. Skorpione oder Schlangen im Schuh sind deutlich gefährlicher.
HOODIA WIRD UNSERE
SCHLAFSTÄTTE
Mit dem Lageplan gewaffnet, geht es wieder zurück zur Campingplatzeinfahrt. Wegweiser zeigen uns wo wir unseren Stellplatz finden. Das erste Mal haben wir Kies unter unseren Füßen und keinen Sand. Kleine Fußwege verbinden die einzelnen Stellplätze untereinander. Sie sind sternförmig zu den Nasszellen angeordnet. Überall dienen Büsche und Bäume als natürlicher Zaun.
ERKUNDUNG DER UMGEBUNG
UND
SUCHE NACH DER ZEBRA-HERDE
Nachdem wir die Reste von unserem gestrigen Abendessen vertilgt haben, schnappen wir uns Sonnenhut, Sonnenbrille und das Fernglas und ziehen Richtung ausgetrockneten Flusslauf des Tsauchab. Der Farmer hatte uns erklärt, dass es drei Stellen gibt, an denen sich Wasserlöcher zum Baden gebildet haben. Aber zuerst gehen wir auf Zebrasuche. Eine Hinterlassenschaft nach der Anderen zeigt uns das vorhanden Leben. Davon bekommen wir aber leider nichts zu sehen. Tierspuren verraten, dass Großkatzen unterwegs waren. Total spannend für mich. Wir campen inmitten der Natur und ohne Zaun und “Notfallschirm”.
Als wir die Fotostops für später ausgespäht haben, geht’s wieder zurück, aber nicht ohne Abkühlung. Mutig ziehe ich Schuhe, Hose und Shirt aus und steure Richtung Nass. Raik beäugt das Ganze suspekt mit Sicherheitsabstand. Es folgt die Temperaturkontrolle mit dem großen Zeh und ein großer Satz ins Wasser. Weiter als bis zum Po traue ich mich nicht rein. Die Füße versinken im glibberigen Morast und eigentlich will ich gar nicht wissen was sich hinter der trüben Wasseroberfläche verbirgt.
KURZE ERHOLUNG
UND
WEITER GEHT DAS ABENTEUER
Zurück am Auto, machen wir ein kleines Päuschen, bevor es weiter zum Fotografieren geht. Hier herrscht absolute Ruhe und wir haben lediglich zwei weitere Camper gesehen. Der große Vorteil der Nebensaison.
Ausgestattet mit Walkie-Talkie, Kamerarucksack und Stativ, geht’s zurück zum Fluss bzw. das dahinterliegende Gelände, was von den Ausläufern des Namib-Gebirges und den Tsarisbergen umgeben ist.
Die Sonne verschwindet langsam am Horizont und färbt den Himmel in krass roten Tönen, wie es für Afrika sehr typisch ist. Ich kämpfe, dieses Schauspiel auf den Sensor zu bannen, gebe irgendwann auf und genieße nur noch den Moment.
In den letzten eineinhalb Stunden haben wir kein Lebewesen – außer einen Frosch – vor die Linse bekommen. Trotz akribischer Suche mit dem Fernglas, war nichts zu sehen.
NICHTS ALS NATUR
Der erste Abend in der absoluten Abgeschiedenheit. Klar, die letzten beiden Nächte haben wir auch schon gecampt. Doch alleine wegen den vielen Menschen, hätten sich die Tiere gar nicht an uns herangetraut. Diese Campsite ist umgeben von reiner Natur. Lediglich das Farmhaus in einem Kilometern Entfernung stellt sicher, dass es hier Menschen gibt.
Heute essen wir Improvisationssalat aus Bohnen, Thunfisch, Eiern und Tomaten. Allemal besser als Instantnudeln oder Ravioli aus der Dose. Bei der Ankunft haben wir uns von Tolly Feuerholz geben lassen (30N$). Nun sitze ich am Feuer, während Raik nochmals zum Sterne fotografieren gegangen ist. Das lodernde Licht gibt mir die Sicherheit, die ich jetzt brauche. Auch hier: Außer einer Stabheuschrecke ist kein Tier zu sehen oder zu hören.
ERSTE TIERISCHE
BEGEGNUNG
Kurz vor dem Schlafengehen will Raik doch noch schnell duschen. Der Weg dorthin ist beleuchtet mit Teelichtern, die vorhin ein netter, junger Mann angezündet hat. Während ich Zähne putze, duscht Raik gemütlich. Der Raum hat kein Licht und somit leuchten wir ihn mit unserer Stirnlampe aus.
Aus dem Augenwinkel sehe ich plötzlich etwas Kleines, kaum erkennbares auf dem Boden. Es sieht aus wie ein Falter, aber was hängt daran? Oh fuck, ein etwa 4 cm langer, fast durchsichtiger Skorpion. Plötzlich, macht es einen Satz und Raik steht splitterfasernackt auf dem im Raum stehenden Fußbänkchen. Damit hätte ich hier nicht gerechnet.
Das Gebäude ist gemauert und nicht wie nebenan aus Holzbohlen gebaut. Keine Ahnung wie der hier reingekommen ist. Die Tage zuvor habe ich brav die FlipFlops beim Duschen angelassen und heute dachte ich mir: “Ach was, die brauche ich nicht.” Nicht auszudenken, was hätte passieren können. Egal, wir sind schließlich in der Natur und haben es uns sogar freiwillig ausgesucht.
Nach der kurzen Aufregung, steuern wir nun endlich unser verdientes Bett an.
Gesamtkilometer: 65
Außer dem Skorpion und der Stabheuschrecke keine Tiersichtung, obwohl dort Leoparden, Zebras, Hyänen und Paviane leben. Auf Letztere kann ich definitiv verzichten – auch die kommenden Tage.
Wie war dein erstes Namibia-Abenteuer? Hattest du auch schon mit giftigen Kleintier Feindkontakt?Schreibe es mir doch in die Kommentar! Wenn dir meine Berichte gefallen, dann abonniere doch meine Facebooksite!
Folge meiner Reise durch Namibia:
2 Replies to “Tag 5 – von Sesriem nach Hauchabfontein”
Waren echt so viele Fliegen im Sesriem Canyon? Wir hatten (glücklicherweise) gar keine. Dachte schon, Namibia wäre fliegenfreie Zone 😀
Es grüßt
DieReiseEule
Es war echt nicht schön. Solch lästige Viecher…
Im Rest von Namibia war nichts mehr davon zu merken. Glücklicherweise!
Grüße
Ewvi