Tag 15 – vom Waterberg nach Okahandja

Tag 15 – vom Waterberg nach Okahandja

UNSERE LETZTE NACHT IM ZELT LIEGT HINTER UNS


Dies war sie nun. Unsere letzte Nacht im Zelt. Ein komisches Gefühl, denn langsam stellt sich nun die Erkenntnis ein, dass der Urlaub bald zu Ende sein wird. Wir könnten noch ewig so weitermachen. Am Frühstückstisch herrscht nachdenkliche Stille.

DIE WUNDERVOLLEN

ERLEBNISSE VERARBEITEN

Meine Gedanken kreisen um das Erlebte. Immer wieder hole ich mir die schönen Momente und die  Erlebnisse jeden neuen Tages in meinem Kopf hervor und bin überaus glücklich und dankbar das Alles erlebt zu haben. Ich breche die Totenstille und lasse gemeinsam mit Raik die letzten Tage Revue passieren. Nun beginnt das Verarbeiten des Erlebten. Das, wofür wir den ganzen Urlaub kaum Zeit hatten, denn ein Highlight jagte das Nächste. So kommen wir auf die Idee, unsere Top-5-Lodges, Top-5-Campsites, das beste Essen und unser Tiersichtungshighlights zu küren.

Waterberg Wilderness Lodge

DAS AUSMISTEN BEGINNT

Nach dem Frühstück, ist vor der Weiterfahrt. Heute liegen etwa 200 Kilometer Fahrt vor uns. Da auf dem Weg für uns Nichts Sehenswertes liegt, können wir uns etwas Zeit nehmen, um das Auto aufzuräumen. Bei unserem ersten Einkauf in Windhoek haben wir unsinnigerweise eine Großpackung Toilettenpapier gekauft, die noch unangetastet in den Tiefen unseres Pick-Ups liegen. Ich entnehme eine Rolle als Reserve und beginnen einen Stapel mit nicht mehr benötigten Artikeln anzuhäufen. Wir trennen uns von unserem Spülmittel, Handtüchern, Spüllappen, Gewürze, meinem extra gekauften Plastikgeschirr und Kaffeetasse. Alles Dinge, die wir am letzten Tag in der Lodge nicht mehr gebrauchen können. Auf der Nachbarcampsite steht eine junge, vierköpfige Familie. Ich frage sie, ob sie noch ein paar Sachen gebrauchen können, doch auch sie haben die letzten Tage vor sich. Also lege ich das Toilettenpapier in unser Sanitärhäuschen und lasse die anderen Sachen auf unserem Tisch für die Angestellten liegen. Wenn du das tust, solltest du darauf achten, dass kein Essen dabei ist, denn die Paviane sind schneller da, als du gucken kannst.

DIE PFERDE SATTELN UND LOS GEHT ES

Unser Auto ist ausgemistet und alles an Hab und Gut wieder an seiner Stelle verstaut. Jetzt kann die Fahrt zu unserer letzten Unterkunft beginnen. Als wir unsere Route von zu Hause aus gebucht haben, war es uns ganz besonders wichtig, die letzte Nacht “zivilisiert” – wir wussten damals noch nicht, ob campen das Richtige für uns ist – in einem Bett zu schlafen. Die Lodge sollte nicht allzu weit von Windhoek entfernt sein, so dass wir bei einer eventuellen Panne auf dem Weg zum Flughafen nicht in Schwierigkeiten kommen. Wir haben die Game Farm Omatozu gebucht und wir werden in “Luxus-Safari-Zelten” übernachten.

Waterberg, Namibia

ASPHALT UNTER DEN RÄDERN

Das erste Teilstück der Strecke, das uns aus dem Gebiet von Waterberg hinaus führt, besteht aus einer Sandpiste, die uns unser Fahrkönnen, gute Nerven und einen stabilen Magen, abverlangt. Als wir dann endlich wieder Asphalt unter den Rädern haben, halten wir an und wollen unsere Reifen wieder auf den korrekten Druck bringen. Wir sind kaum ausgestiegen, als ich in der Ferne eine Herde Paviane entdecke. Kurz, aber mit Nachdruck erkläre ich Raik, dass ich hier auf keinen Fall stehen bleiben werden und warte bis er die Reifen aufgepumpt hat. Ein kurzes Nicken und wir fahren noch ein, zwei Kilometer bis zur nächsten Haltemöglichkeit, um dann unserer Pflicht nachzukommen.

ANKUNFT INMITTEN DER NATUR

Nach einer etwa zweistündigen Fahrt durch wenig spektakuläres Land, wäre ich beinahe an der Einfahrt zur Farm von Omatozu vorbeigebrummt. Raik öffnet das Tor und anschließend folgt eine sandige Buckelpiste mit Wegweisern zur Rezeption. Nach ein paar Metern beobachten wir das erste, freche Warzenschwein, was sich im Schatten eines Baumes sicher fühlt. An der Rezeption angekommen, der Motor läuft noch, steht schon der erste Angestellte bereit, um uns in Empfang zu nehmen.

Omatozu, Okahandja, Namibia

NOCH EIN KLEINES ABENTEUER

ZUM ABSCHLUSS DES URLAUBES

Beim Check-in erfahren wir, dass es zwei Routen gibt, um mit dem Auto die Farm zu erkunden und einen kleinen Game-Drive zu unternehmen. Zusätzlich gibt es noch eine Wanderroute. Alle Wege sind mit verschiedenen Farben an Wegweisern gekennzeichnet und so ist die Streck gut definiert. Ich freue mich, denn so kann ich zum Abschluss des Urlaubes doch noch einmal ein paar Tiere beobachten. Wir beschließen dies zur späteren Stunde zu machen und hoffen, dass dann die Jäger langsam aktiv werden.

Omatozu, Okahandja, Namibia

ARBEIT VOR DEM VERGNÜGEN

Zu Anfang unserer Reise haben wir den Auftrag erhalten, unser Auto sauber zurückzugeben. Nun nutzen wir die Chance und können das Auto ausräumen und säubern. Danach folgt Wäsche sortieren und Koffer so packen, dass die Gewichtsverteilung wieder passt.

DIE TOUR KANN BEGINNEN

Wir melden unseren Game-Drive an der Rezeption an und los geht die Fahrt. Die Bezahlung erfolgt am Abreisetag mit der Schlussrechnung. Theoretisch können wir nun so lange fahren wie wir wollen. Der Preis gilt für einen Tag und pro Fahrzeug. Es ist nun nachmittag und die Sonne hüllt langsam die Landschaft in weiches Licht. Zu Anfang suchen wir noch die Wegweiser, aber bald sind wir auf dem richtigen Weg. Schon nach kurzer Zeit stelle ich fest, dass ich ganz froh bin einen Allrad unterm Hintern zu haben. Ich kann mir so gar nicht vorstellen mit einer 4×2 Kiste und wenig Bodenfreiheit durch die Landschaft zu gurken.

UNSER LETZTER WUNSCH WIRD ERFÜLLT

Ich sitze wieder hinter dem Lenkrad und Raik verkündet mir ganz stolz, dass er mir meine Kamera sicherheitshalber “schussbereit” gemacht hat. Da, plötzlich, Raik hat etwas gesehen. Ich gehe in die Bremse und haue den Rückwärtsgang rein. Der letzte Wunsch unserer Reise wird aus dem Nichts erfüllt. Ein kleiner Leopard hängt im Baum und genießt die Nachmittagsruhe. Bis eben, denn nun fühlt er sich von uns etwas gestört, sorry. Ich schnappe mir die Kamera in Sekundenschnelle und will drauf los fotografieren. Shit, es ist Dunkel. Ich schaue, ob die Kamera aus ist, versuche wild die Blende zu verstellen. Der Leopard bewegt sich. Er will abhauen. Was ist mit meiner Kamera los? Der Leopard verschwindet langsam, während ich feststelle, dass Raik den Objektivdeckel noch drauf gelassen hat. Na, hoffentlich hat er wenigstens ein brauchbares Bild hinbekommen. Trotz des wilden Fuchtelns mit dem schwarzen Koloss, konnte ich ein paar Momente aufsaugen. Solch wunderschönen Tiere mit ebenso wundervollen Augen…

junger Leopard, Omatozu

GIRAFFE & CO.

Noch völlig voll mit Adrenalin setzen wir unsere Fahrt fort. Dieses Farmgelände ich riesig. Wir kommen auf einer Strecke vorbei, die uns vermuten lässt, dass dies eine Flugzeuglandepiste ist. Auf dem weiteren Weg entdecken wir eine Gruppe Giraffen, vereinzelt Antilopen und Warzenschweine, die sich auf dieser Farm wohl besonders wohl fühlen. Eine tolle Fahrt mit viel Entspannung. Trotzdem haben wir die Uhr im Nacken, denn die Abendessenszeit steht fest.

EINE TEILSTRECKE

DER ZWEITEN ROUTE

Die erste Strecke, die für 4×2 und 4×4 geeignet ist, ist leider zu Ende. Wir beschließen für ein paar Minuten in die zweite Runde (4×4) zu stechen, als die Probleme anfingen. Als Erstes waren wir uns nicht sicher, ob wir nun den richtigen Weg gewählt haben, also setze ich zurück und vor lauter schauen überfahre ich fast den Wegweiserpfosten. Also doch wieder vorwärts oder rückwärts? Ach man, wir fahren einfach. Es folgt eine 90-Grad-Kurve, in der aus dem Nichts Tiefsand auf uns wartet. Ok f***. Raik schreit: “Gas, Gas, gib Gas!” Puh, nochmals gut gegangen. Vielleicht hätten wir vor unserer Fahrt doch Luft aus den Reifen lassen sollen. Aber nein, wir waren ja zu faul. Nach ein paar Hundert Metern wird der Weg immer schlechter und wir wissen nun endgültig nicht, ob wir richtig sind. Also drehen wir um.

PLÖTZLICH STEHEN WIR

Auf dem Rückweg bereitet mich Raik seelisch und moralisch auf die Tiefsandpassage vor. “Erster Gang, Vollgas und rechts Außen halten.” Ok, gesagt getan. Erster Gang, Vollgas und…. geradeaus ins Gebüsch. Da stehen wir nun. Ich hatte Nullkommanull Chance zu lenken. Das Auto hatte einfach die Überhand. Ich steige aus und stelle entsetzt fest, dass unsere Räder zur Hälfte im Sand eingegraben waren. Der Sand verschluckt meine Flip Flops und ich schaue, dass ich Raik nun aus dem Weg gehe. Der Meister selbst wird nun das Auto befreien. Im L4 und stinkender Kupplung schafft er es unser Auto freizufahrend. Puh, das ist ja mal gutgegangen.

SUNDOWNER MIT

ANSCHLIEßENDEM

DREI-GÄNGE-MENÜ

Die letzten Meter mit dem Auto legt Raik zurück, zu aufgeregt bin ich nun. Bald steht das Abendessen auf dem Plan und wir wollen vorher noch Duschen und einen Sundowner in der Bar nehmen. Wir kommen in Selbiger an und der Himmel färbt sich schon. Das Duschen hat doch noch etwas länger Zeit in Anspruch genommen und so haben wir nicht mehr viel Zeit Tiere im Hellen zu beobachten. Mit einem Bier genießen wir die letzten Sonnenstrahlen und läuten unseren letzten Abend ein. Ich verdrücke mir ein paar Trähnchen, denn langsam wird mir bewusst, dass bald wieder diese seelenlose und profitorientierte Welt auf uns wartet. Ich habe jetzt schon Heimweh nach diesem Land.

Omatozu, Namibia

Die Jungs aus der Anlage haben die Feuerstelle angeheizt und es gesellt sich ein englisches Pärchen zu uns dazu. Wir erfahren, dass Sie vor einer Woche schon einmal in der Anlage waren und zu diesem Zeitpunkt hatte das Wasserloch absolut kein Wasser. Erstaunlich wie schnell das geht und wir haben in der letzten Woche keinen nennenswerten Regen zu Gesicht bekommen.

Omatozu

WIR LASSEN UNS VERWÖHNEN

Unsere Tische sind schon mit Kerzen schön gedeckt. Wir werden gebeten uns zu setzen, denn die Küche ist nun soweit und kann servieren. Es folgt ein Vorspeisesüppchen, als Hauptgericht Hähnchenbrust mit Kartoffeln dazu Rosenkohl- und Karotten-Gemüse und als Dessert Waldfrüchte mit Vanillesoße. Alles sehr lecker.

Kürbissuppe im Omatozu

Hauptgang im Omatozu

Dessert

Im Anschluss sitzen wir noch etwas in den rustikalen Möbeln, haben unsere Füße auf dem Antilopenfellteppich stehen und genießen einfach nur. Beim Essen sind mir schon die ganzen Tierfelle aufgefallen. In Deutschland würde ich so etwas niemals nie akzeptieren, aber hier gehört es irgendwie zur Natur dazu. Und ich muss sagen: Es fühlt sich wundervoll an. Auf einem Tisch neben der Bar reihen sich Giraffenköpfe in verschiedenen Größen aneinander. Keine Angst; das sind keine Echten, sondern aus Holz geschnitzt. Auf der ganzen Reise habe ich so etwas nicht gesehen. Sie sehen toll aus. Für einen kurzen Moment überlege ich, ob ich mir morgen noch welche kaufe, obwohl ich Afrika-Deko noch nie mochte. Ich habe es nicht getan und nun sitze ich zu Hause und ärgere mich.



Ging es dir auch schon so, dass du dir im Urlaub ein Mitbringsel verkniffen hast und dich im Nachhinein dafür ohrfeigen könntest? Erzähle mir deine Geschichte.


Bist du neu hier und kennst die Namibia-Reise noch gar nicht, dann schaue mal hier vorbei:

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