Tag 14 – Etosha zum Waterberg
KÜHLER MORGEN, BUCKELIGE PISTE UND EIN KURZER SCHRECKEN ZUM SCHLUSS
Das tut gut. Ein warmer, wohl duftender Kaffee zum Aufwärmen. Heute ist der erste Morgen, an dem es etwas abgekühlt hat. Wir geben beide Temperatur-Tips ab und kommen zum Entschluss, dass es zwischen 10 und 12 Grad haben muss. Kalt? Naja, in Deutschland sitze ich bei diesen Temperaturen auch nicht auf meiner Terrasse, um zu Frühstücken. Relativ schnell wandert die Sonne in unsere Richtung und wärmt unsere Glieder.
320 KILOMETER
LIEGEN VOR UNS
Als wir gestern Abend in den Schlafsack gekrochen sind haben wir noch überlegt, ob wir heute Morgen noch eine kurze Fahrt durch den Etosha unternehmen werden. Egal wie wir es gerechnet haben, war uns die Zeit zu kurz, um nicht in unserem nächsten Ziel der Waterberg Wilderness Campsite, zu spät anzukommen. Diese Strecke ist, neben der Strecke von Sossousvlei nach Swakopmund, einer der längsten unserer Reise. Die Länge und die schlechte Beschaffenheit der Straße führt dazu, dass diese Fahrt sehr anstrengend sein wird.
UND WIEDER BEGINNT
DIE NAHRUNGSSUCHE
Doch zuerst dürfen wir uns über Asphaltpiste freuen. Da sich unsere Bier- und Fleischvorräte langsam dem Ende zuneigen, brauchen wir – noch bevor wir in die Wildniss abbiegen – einen gut sortierten Supermarkt. In der Nähe des Meteoriten (auch ihn mussten wir rechts liegen lassen) befindet sich das Örtchen Grootfontein. Wir steuern den erstgelegenen Supermarkt an und ich gehen auf Nahrungssuche, während Raik unser Auto bewacht. Fehlanzeige! Kein Fleisch, kein Bier. Wir setzen unsere Fahrt fort. Wenn wir schon einmal übers Essen sprechen, könnten wir doch eigentlich gleich unsere mittlerweile fast leeren Bäuche füllen gehen. Wie es der Zufall will, finden wir ohne danach zu suchen, ein süßes kleines Bistro, namens Purple Fig Bistro, mit sehr leckerer Chai-Latte. Scheint ein kleiner Geheimtipp zu sein, denn mehrere Omnibusse kippen ihre Insassen dort aus. Unseren Wagen im Blick, nehmen wir eine Bank im Freien unter einem schattenspendenden Bäumchen.
Eine halbe Stunde später waren wir schon wieder in Aufbruchstimmung. Mal schauen, ob wir noch einen Supermarkt finden. Ah, da ist einer. Die Ausbeute war rar, es gab Kekse.
UNSER FAHRSTIL WIRD RAUER
Der Hoba-Meteorit liegt etwa 20 Kilometer von Grootfontein entfernt. Wie oben schon erwähnt, biegen wir nicht ab, sondern nehmen den direkten Weg zu unserem nächsten Ziel. Kurz darauf wird unserer Strategie bestätigt. Aus Asphalt wird eine Mischung aus Sand- und Schotterpiste. Wir müssen Luft von den Reifen ablassen. Riesige, vom Regen ausgewaschenen Löcher zwingen uns zur Slalom-Fahrt. Drei Stunden sollen noch vor uns liegen. Rechts und links des Weges ist es nicht sehr spannend und so wiegt mich das Schaukeln des Autos in den Schlaf.
RAIK MUSS NUN SEIN
GANZES KÖNNEN ZEIGEN
Ich muss etwa 45 Minuten geschlafen haben. Als ich die Augen öffne, trifft es mich wie ein Schlag. Mittlerweile fährt Raik nun nur noch auf Sandpiste, mit Canyons fast über die komplette Breite der Straße. “Ich glaube, ich mach einfach wieder die Augen zu. Das kann ich mir nicht mit ansehen.” Das gefährliche daran waren nicht die Löcher, sondern, dass man sie erst kurz vorm Hineinfahren erkannt hat. Das Auto schwimmt regelrecht durch die Spurrinnen. Total verkrampft sitze ich daneben und würde unseren Hilux am Liebsten tragen.
AUCH WIR MÜSSEN UNSERE
ERFAHRUNGEN MACHEN
Auf dem Weg zum Waterberg durchqueren wir einige Privatgrundstücke, die mit Toren gekennzeichnet sind. Anhalten, raus aus der Karre, Tor auf, Auto durch, Tor zu und wieder rein in die Karre.
Kurz vorm Ziel passiert uns dann etwas merkwürdiges. Ein schnell fahrendes Auto schließt von Hinten auf. Als wir kurz vor dem nächsten Gatter langsamer werden, fährt dieses auf gleiche Höhe. Der Fahrer hat die Scheibe unten und versucht uns irgendetwas zu erzählen. Erst dachte ich, dass er uns überholen will, um vor uns am Gatter zu sein. “Soll er doch das Tor aufmachen, dann muss ich nicht aus dem Auto”, dachte ich. Mehrere Männer sitzen im Auto. Er erzählt wirres Zeug und will uns dann zum Anhalten überreden. Ich bitte Raik es nicht zu tun. “Sorry, we don´t understand.” Raik löst die Situation ganz gut und glücklicherweise sitzt ein Wärter am Gatter und lässt uns durch. Was war das denn? Mit dem Blick im Rückspiegel fahren wir weiter und hoffen, dass das Auto uns nicht verfolgt.
DIE LETZTEN METER
LIEGEN VOR UNS
Kurz darauf sehen wir den Wegweiser zur Waterberg Wilderness Campsite. Der Check-In erfolgt sehr laienhaft und somit sind wir schnell an dem uns zugewiesenen Platz angekommen. Wir unternehmen einen kurzen, routinemäßigen Rundgang, um uns zu orientieren. Mal schauen, wo sich der Pool befindet und ob man den überhaupt nutzen kann. Wir beschließen, dass wir etwas anderes machen, als schwimmen gehen.
EIWEIß ZUM ABENDESSEN
Auf unserem Rundgang zahlen wir gleich auch unsere Rechnung und organisieren uns Fleisch zum Grillen. Mein Fleischkonsum in diesen drei Wochen, übersteigt meinen kompletten Jahreskonsum. Aber lecker ist es.
Zurück am Auto verstauen wir unser Fleisch und essen unsere Reste vom Vorabend. Das erste Mal in diesem Urlaub verhalten wir uns äußerst umsichtig und verschließen immer wieder unsere Türen und unser Kofferraum. Essen wird nicht unbeaufsichtigt auf dem Tisch gelassen. Du fragst dich warum? Hier soll es von Pavianen wimmeln und wenn ich vor einem Angst habe, dann sind es Paviane. Ich habe Null Komma Null Lust einem Auge in Auge gegenüber zu stehen und dann das Richtige tun zu müssen.
DER SONNENUNTERGANG RUFT
Wir beschließen noch eine kleine Wanderung zu machen. Der “Rezeptionist” von vorhin hat uns erklärt, dass die Anlage auch ein Wasserloch hat. Also gehen wir auf die Suche. Der Weg führt eine kleine Anhöhe hinauf. Die Büsche ringsherum werden dichter. Nachdem wir unsere Verwirrung gelöst haben, stehen wir auf der Aussichtsplattform.
EIN KURZER SCHRECKEN
Raik und ich stehen auf einem Felsen und versuchen ein Plätzchen zu finden, auf dem man sich niederlassen kann. Ich höre ein Rascheln. Das Rascheln hört nich auf. Meine Augen suchen, was mein Ohr schon wahrgenommen hat. Etwas erschrocken erkenne ich eine schwarz-weiß gestreifte Schlange. Raik ist genauso perplex wie ich und so hat er auf dem Bild nur noch ein Teil der Schlange festhalten können.
Erst am nächsten Tag, als das Internet wieder verfügbar ist, erfahren wir, dass es eine Zebra-Kobra war. Sie gehört zu der Gattung der Speikobras. Bei dieser Art sollte man immer seine Augen in Sicherheit bringen. Die ätzende Flüssigkeit könnte dich dein Augenlicht kosten. Falls es dir mal passieren sollte, dann musst du sofort deine Augen auswaschen und einen Arzt aufsuchen. Du solltest trotz der Schmerzen und das damit zusammenhängende Zusammenpetzen der Augen mit viel Wasser oder Milch spülen.
Wir waren auf jeden Fall glücklich, dass sie einfach keinen Bock hatte und ein schattiges Plätzchen gesucht hat.
DAS MUTKOMMANDO
UNTERWEGS IM BUSCH
Da das Licht und die Aussicht noch nicht optimal sind, drehen wir noch eine Runde durch den Busch. Ich vorne raus, den Kopf gesenkt und den Boden abscannend. Raik hinterher wie Hans-Guck-in-die-Luft, um eventuell von oben herabhängende Schlangen zu erspähen. Ich war so aufgeregt, dass ich relativ schnell wieder den Rückweg antreten wollte.
AUSSCHAU NACH TIEREN HALTEN
Zurück am Fels, lassen wir das Wasserloch nicht mehr aus den Augen. Ein nettes, französisches Pärchen kommt hinzu und leistet uns Gesellschaft. Sie entdecken weit entfernt mehrere Giraffen, die ihre Hälse oberhalb der Bäume hinauf strecken. Noch bevor es endgültig dunkel wird, treten wir die Heimreise an. Ich habe keine Lust im Dunkeln langzustolzieren und nochmals eine Bekanntschaft der Dritten Art zu erleben.
ALLABENDLICHE ROUTINE
Raik bereitet unser Lagerfeuer vor während ich das Gemüse fürs Abendessen schnipple. Nach dem Essen folgt der Abwasch. Zu jedem Stellplatz gehört die Hälfte eines “Doppelhauses” als Bad dazu. Nebenan – das Feuer brennt schon für heißes Wasser – ist eine gemeinsame Spülstation. Wir haben zwar direkt an unserer Campsite Wasser, dies ist allerdings kalt. Da sich bekanntlich ölverschmierte Sachen besser mit heißen Spülwasser lösen, trete ich samt Geschirr die Reise an.
Hattest du auch schon so ein gruseliges Erlebnis mitten im Wald? Erzähle mir davon?
Ich freue mich, wenn du meine Reise weiterhin verfolgst:
- Tag 1 – Windhoek nach Solitaire
- Tag 2 – Solitaire nach Sesriem
- Tag 3 – Namib-Naukluft-Park
- Tag 4 – Namib-Naukluft-Park
- Tag 5 – Hauchabfontein
- Tag 6 – Hauchabfontein nach Swakopmund
- Tag 7 – Swakopmund – Living Desert Tour
- Tag 8 – von Swakopmund an die Spitzkoppe
- Tag 9 – von der Spitzkoppe ins Ugab-Gebirge
- Tag 10 – von Sasa Safari zu den Cheetahs
- Tag 11 – Etosha Nationalpark
- Tag 12 – Etosha Nationalpark
- Tag 13 – Etosha Nationalpark