Tag 12 – Etosha Nationalpark
EIN NEUER TAG ERWACHT
Natur ist etwas wunderbares, aber diese Perlhühner. Eine Invasion von gefühlten Tausenden – in Wirklichkeit waren es etwa 30 – lässt uns auch diesen Morgen nicht ausschlafen. Egal, wir wollen ja früh los, denn heute steht wieder der Etosha Nationalpark auf dem Plan. Nachdem wir gestern von der Sichtung der Löwen so angefixt wurden, wollen wir heute jede Sekunde nutzen.
VOM ANDERSON-GATE ZUM HALALI-CAMP
Nach dem zeitigen Frühstück kann die Fahrt beginnen. Wir durchqueren das Anderson-Gate, werden, wie es üblich ist, kontrolliert und nach Waffen und Drohnen befragt. Vor dem Eingang zum Park sitzen Himba-Frauen mit Ihren Kindern und verkaufen handgemachten Schmuck. Einige Touristen sind dort und fotografieren sie bei Ihrer Handarbeit. Ich schäme mich. Es fühlt sich irgendwie wie im Zoo an, nur dass nicht Tiere, sondern Menschen begafft werden. Komisches Gefühl.
HEUTE WARTEN NUR
WENIGE TIERE AUF UNS
Die Kameras griffbereit auf dem Schoß sind wir sehr gespannt, ob wir heute wieder so viele Tiere sehen werden.
Gestern Abend haben wir im *Etosha Village Supermarkt eine Karte des Parks gekauft und so wissen wir nun auch, wo wir entlang fahren, was es eventuell zu sehen gibt und wieviele Kilometer die einzelnen Strecken lang sind. So kannst du die Fahrzeit ganz gut kalkulieren. Allerdings solltest du immer etwas mehr Zeit einplanen, da du entweder langsam unterwegs bist oder stehst, weil du gerade etwas tolles betrachten kannst. Trotz unseres frühen Aufbruchs heute Morgen, sind nicht sehr viele Tiere zu sehen. Die üblichen Verdächtigen: Gnu, Springböcke und Oryx und ein seltener Sekretär.
DER MAGEN KNURRT
MAL WIEDER
Da wir leider nicht so viel zu Gesicht bekommen, beschließen wir unsere nächste Unterkunft anzusteuern, um einzuchecken und was zu essen. Kurz bevor wir Richtung Hotel abbiegen wollen, sehen wir von Weitem ein Autoaufkommen und Menschen auf der Straße. Wir wundern uns. “Gibt es da vorne was zu sehen? Warum sind da Menschen, die dürfen doch gar nicht aussteigen?” Als wir näher rankommen, sehen wir Parkranger, die die Autos kontrollieren. Mein Puls schlägt höher. “Sind das wirklich Ranger oder wollen die uns nur übers Ohr hauen? Oder kontrollieren die das Auto? Mist, hätten wir mit unserer Drohne doch ehrlich sein sollen?”
BENUTZEN DER DROHNE IST
IN NATIONALPARKS NICHT ERLAUBT
Die Benutzung einer Drohne ist in Nationalparks nicht erlaubt. Vor unserer Reise hat Raik sich jegliche Genehmigungen zum Fliegen mit der Drohne eingeholt und dafür auch Geld bezahlt. Wir waren uns nicht ganz sicher, wie wir im Etosha Park damit umgehen sollen. Vielleicht nehmen Sie uns die ab, aber wie kommen wir wieder dran? Wir haben uns strikt an das Flugverbot gehalten, aber wollten nicht riskieren den kompletten Weg durch den Park wieder zurück zu müssen, um die Drohne wieder zu holen.
AUFTATMEN, FEHLALARM!
Wir halten an und grüßen freundlich den Ranger. Kleine Anmerkung: Uns ist aufgefallen, dass alle Menschen in Namibia sehr nett sind und als erstes sich immer nach dem Wohlergehen erkundigen! Wir werden nach unserem Permit gefragt, was wir ohne zu Zögern vorweisen können. Der Wächter klärt uns auf, dass an diesem Morgen an einer Einfahrt das Tor offen stand und keine Eintrittsgelder verlangt wurden. Man versucht nun mit den Kontrollen, die Menschen zu finden, die sich wohl strafbar gemacht haben. Ich bin schon am Aufatmen, als dann doch die Frage nach den Waffen und natürlich der Drohne kommt. “Lächeln, immer lächeln” dachte ich mir. Raik verneinte höflich und so durften wir weiterfahren. “Puh, Schwein gehabt.”
LANGE HÄLSE RECKEN SICH
AUS
DEN BÜSCHEN HERVOR
Die letzten Meter, ich kann das Essen förmlich riechen. Was seh ich da. Eine Herde Giraffen recken ihre Hälse über den Büschen hervor und lassen sich nicht von ihrer Mahlzeit abhalten. Die haben mir schon mal einen Schritt voraus. Umso länger ich die Tiere beobachte, umso mehr Tiere kann ich entdecken. Trotz ihres Gitters auf dem Rücken und farblich anders als die Bäume, sind sie kaum zu erkennen.
MITTAGSESSEN
AUF DEM RUMMEL
Vor unserem Urlaub haben wir uns selbstverständlich eingehend über alles informiert. So wussten wir auch, dass die nächste Unterkunft Halali nicht der Kracher sein wird. Egal, es ist nur für eine Nacht. Außerdem haben die ein tolles Wasserloch und wir schlafen in der Honeymoon-Suite. Wir steuern das Bistro am Pool an, in den wir später vielleicht noch reinspringen wollen. Heute wird geschlemmt; ein Beefburger und eine Cola bitte. Während wir auf unser Essen warten, beschließe ich dann doch den Pool nicht betreten zu wollen. Zum Einem sieht er nicht sehr “appetitlich” aus (ich weiß, ich muss nichts davon trinken oder essen), zum Anderen ist durch den Tagestourismus um die Mittagszeit sehr viel Betrieb und alles andere als leise.
BEI DER RECHERCHE
ETWAS ÜBERSEHEN
Nach dem Essen geht’s nun zum Check-in. Das kennen wir schon. Hier in die Liste eintragen, da in die Liste eintragen. Aber was meint sie mit Kaution? Es ist eine Kaution von 500 N$ in bar zu zahlen, die wir wieder bekommen, wenn der Schlüssel zurück ist. “Oha, hab ich so viel Geld in Bar noch dabei?” Das haben wir bei unserer Recherche mal glatt übersehen.
Als wir unser Zimmer buchen wollten, war bereits alles ausgebucht und wir konnten nur noch auf die Honeymoon-Suite zurückgreifen. Das ist zwar nicht das was ich in einem Namibia-Urlaub brauche, aber wir wollen im Halali einen Zwischenstop, also nehmen wir das Zimmer, was frei ist. Ein schönes, großes Bett mit noch größerem Moskitonetz steht uns genau gegenüber, als wir die Tür öffnen. Eine Doppeldusche und ein Jacuzzi ist dann wohl für die Turteltäubchen auf Hochzeitsreise. Kurz überlegt… Nö, ich ziehe das Wasserloch heute Abend vor.
DER BUSCH RUFT
Nach einem kurzen Päuschen hält es uns einfach nicht mehr im Zimmer. Ich hatte etwas von Rhino Drive gelesen und das will ich nun sehen. Wo Rhino draufsteht, wird wohl Rhino drin sein. Also rein in die Karre und los geht die Fahrt. Überall sind die Wegesränder zugewuchert und wir müssen so langsam fahren, das wir nichts nichts erkennen können. Ah, da, eine Hinterlassenschaft. Hier muss was sein. Kurz das Fenster runtergekurbelt, ein kurzer Blick: Eingetrocknet! Muss schon länger hier liegen. Weiter geht die Fahrt.
So vergeht die Zeit und die Straße wird schlechter und wir beschließen umzudrehen. Leider haben wir bis dato noch kein einziges Tier gesehen. Schade. Etwas zügiger, aber immer noch so, dass man im Busch etwas erkennen kann, fahren wir Richtung Hotel zurück, um die Gegenrichtung nochmals abzusuchen.
Eine Kurve, eine Staubwolke. Wow, was ist das? Über den kompletten Weg, kommt uns eine Herde an Elefanten mit wedelnden Ohren und Babys entgegen. Oh fuck, was soll ich nun machen? Warum fahre immer ich in solchen Situationen das Auto? Raik ist wild am Fuchteln, um seine Kamera in Schussbereitschaft zu bekommen, während ich noch überlege, ob ich rückwärts fahre. Mein Herz pocht.
ZU VIELE SCHLECHTE
FILME GESEHEN
Noch vor unserm Urlaub habe ich eine Video entdeckt, auf dem sich ein Elefant wohl zu stark bedrängt gefühlt hatte. Einfach mal so, hat er das kleine Auto aufs Dach gelegt. Mit diesem Bildern im Kopf, lege ich den Rückwärtsgang ein und mache Stück für Stück den Weg frei. Während Raik versucht den Moment mit der Kamera einzufangen, läuft bei mir gerade ein Film ab. Plötzlich dreht die Herde ab und verschwindet seitlich im Busch. Noch immer den Gang eingelegt und den Fuß am Gas, beobachte ich die Situation unsicher.
Als sich die Staubwolke auflöst, sehen wir, dass am anderen Ende der Straße auch ein Auto steht. Das Pärchen war wahrscheinlich genauso perplex. Als unsere Autos etwa auf gleicher Höhe sind, halten wir an und jubeln uns mit Daumen nach oben zu. Komisch wie solche Momente Menschen verbinden können…
SANFTES LICHT FORMT
DIE LANDSCHAFT
Die Sonne wandert langsam Richtung Horizont und lässt die Landschaft golden wirken. Auf unserer Tour in die andere Richtung, entdecken wir nun nochmals die gleiche Herde Impalas, die wir gestern schon hatten. Da wir unbedingt noch an das Wasserloch vor Sonnenuntergang möchten, kehren wir um. Am Wegesrand erspähen wir einen Schabrakenschakal, der Richtung Jagd aufbricht. Nachdem wir an der Giraffenbande von heute mittag gestoppt haben, entdecken wir auch noch eine Fuchsmanguste, die ihre Zähne an den am Boden liegenden Ästen wetzt. Über die Ausbeute der Tiere dürfen wir uns heute Nachmittag nun wirklich nicht beklagen. Nach dem erfolglosen Morgen ist unser Tag gerettet.
GROßARTIGER BESUCH
AM WASSERLOCH
Wir stellen unser Auto ab und laufen die 10 Minuten zum Wasserloch. Genau zur richtigen Zeit kommen wir an. Der Himmel verfärbt sich und gibt eine traumhafte Kulisse für den dort grasenden Elefanten ab. Trotz der Menge an Menschen, die hier auf Erfolg wartet, herrscht eine absolute Ruhe. Lediglich das Auslösen der Kamera ist zu hören.
KURZER DUSCHSTOPP
UND WEITER GEHT´S
Ein Highlight jagt das Andere – so hoffen wir. Als nächstes steht das Abendessen an, was in Buffetform gereicht wird. Highlight? Leider stellt sich etwas Ernüchterung ein. Das Grillsteak war sehr gut, der Rest hat Kantine-Charakter. Aber auch das wussten wir vorher und somit war es nicht so schlimm. Man darf nicht vergessen, dass hier viele Menschen ernährt werden müssen – im Gegensatz kleiner Lodges.
WASSERLOCH DIE ZWEITE
Wenn wir schon mal ein Wasserloch bei unserer Unterkunft haben, dann müssen wir das auch nutzen. Also gehen wir mit Fernglas und Bier bewaffnet zurück zum Wasserloch. Es ist dunkel und das Wasserloch in ein leicht gelb-rotes Licht getaucht. Wir trauen uns kaum zu bewegen, geschweige denn die Bierflaschen zu öffnen. Also schnappe ich mir den Leatherman und gehe den Weg zurück, um dann mit geöffneten Flaschen zurückzukommen. Der Klettverschluss der Leatherman-Tasche hörte sich in der Stille an, als würde ein Zug anrollen.
NOCHMALS EIN
LECKERBISSEN ZUM SCHLUSS
Während wir da Sitzen und mit dem Fernglas die Gegend absuchen, habe ich das Gefühl dumpfes, schwerfälliges Stampfen zu spüren. Verschwommene Umrisse treten langsam aus dem Dunkel ins Scheinwerferlicht, aber es ist noch zu weit weg, um zu erkennen was das sein wird. Ein weiterer Schatten nähert sich. Langsam wird mir klar, dass die Konturen und Größe zu einem Nashorn passen müssen. Völlig unbeeindruckt von dem Licht grasen sie genüsslich und nähern sich nur sehr langsam dem Wasserloch. Zur Freude aller Anwesenden wird die kleine Familie durch ein Baby-Nashorn ergänzt, was kurzerhand ein abendliches Schlammbad nimmt.
Die Kameras haben sich heute Abend den Feierabend wohl verdient und ruhen im Zimmer. Wir wollen genießen und Raik hasst Tierportraits in gelbem Kunstlicht. Deshalb bemühen wir als Erinnerungsspeicher die iPhones.
Wildes geblitze der Handy-Fotografen unter uns gleicht einem Auflauf von Paparazzi, doch noch immer lassen sich die Drei nicht verängstigen. Was eine Ehre. Heute Mittag haben wir sie gesucht wie die Nadel im Heuhaufen und heute Abend werden wir so überrascht. Nach einer halben bis dreiviertel Stunde verschwinden sie im Dunkeln so schnell wie sie gekommen sind, was wir zum Anlass nehmen auch in unserem Schlafdomizil zu verschwinden.
Warst du auch schon auf Safari und hast Tiere an Wasserlöchern beobachten können? Oder hast du auch schon so komische Erlebnisse mit den Parkwächtern gehabt? Erzähle mir deine Geschichte!
Verfolge meine Reise und schaue hier vorbei:
- Tag 1 – Windhoek nach Solitaire
- Tag 2 – Solitaire nach Sesriem
- Tag 3 – Namib-Naukluft-Park
- Tag 4 – Namib-Naukluft-Park
- Tag 5 – Hauchabfontein
- Tag 6 – Hauchabfontein nach Swakopmund
- Tag 7 – Swakopmund – Living Desert Tour
- Tag 8 – von Swakopmund an die Spitzkoppe
- Tag 9 – von der Spitzkoppe ins Ugab-Gebirge
- Tag 10 – von Sasa Safari zu den Cheetahs
- Tag 11 – Etosha Nationalpark